Ein spannendes "Auswärtsspiel" im Felderbachtal
Hattingen hat die Schweiz
Es klingt zunächst anmaßend, dass die Hattinger ihr Wander- und Naherholungsgebiet Elfringhauser Schweiz mit alpinen Urlaubsgebieten vergleichen. Schließlich erreichen die Hügel am südlichen Rand des Ruhrgebiets im Übergang zum Bergischen Land nur etwas über 300 Meter. Dreitausender sucht man hier vergebens. Dennoch besticht die Landschaft durch ihre Beschaulichkeit und man taucht schnell in eine andere Welt ein.
Ich verdanke es der LK-Freundschaft mit Torsten, das Felderbachtal nach Jahrzehnten (zuletzt auf einer botanischen Exkursion während meiner Studienzeit) wieder erleben zu dürfen. Unser viertes Treffen wurde nämlich von Torsten vorbereitet und fand erstmals nicht auf Essener/Mülheimer Gebiet, sondern auf Hattinger Boden statt. Für mich also ein "Auswärtsspiel", obwohl der Begriff "Freundschaftsspiel" besser passt, denn auch diesmal war die Atmosphäre auf unserer gemeinsamen Fototour wieder locker und freudig erwartungsvoll. Dabei hatten wir beide bereits einen anstrengenden Vormittag "in den Knochen" .
Das vergisst man im Felderbachtal jedoch schnell. Eine Landschaft wie gemalt. Der naturnahe Felderbach mäandert durch feuchtes Wirtschaftsgrünland bzw. durch artenreiche Feuchtgrünlandbrachen.
Und bereits unser erstes Abweichen vom Wanderweg führte uns zu einem Highlight. Angelockt durch die großen Blutweiderichbestände mit den vielen Kohlweißlingen, entdeckte Torsten eine dramatische Szene, wo eine Kugelspinne (oder war es die ähnlich aussehende Krabbenspinne?) eine Sumpfschwebfiege erbeutet hatte. Letztere übertraf die Spinne sogar noch an Größe. Kugelspinnen bauen keine Netze, sondern sind "Sit- And- Wait-Räuber", die ihre Opfer auf den Blüten geduldig erwarten. Obwohl die Spinne deutlich zur Blütenfarbe des Blutweiderichs kontrastierte, gelang der Überfall auf die Schwebfliege.
Beim zweiten Abweichen vom Wanderweg konnte ich mich für Torstens Entdeckung revangieren. Immer tiefer hatten wir uns in eine Feuchtwiese hineingewagt und wissen nun, warum dort kaum gemäht wurde und warum sie FEUCHTwiese heißt. Es war verdammt nass und der Boden sehr uneben, so dass wir unabhängig nach einem Rückweg zum Wanderpfad suchten. Es war feuchtwarm und einige Fliegen hatten unsere verschwitzten Hemden entdeckt. Riesige Brennnesselbestände versperrten den Rückweg. Doch gerade auf diesen von vielen Gärtnern gehassten Pflanzen tummelten sich hunderte Raupen des wunderschönen Tagpfauenauges. Diesen Schmetterling des Jahres 2024 (in Österreich) könnte es noch viel häufiger geben, würden Gartenpächter und -besitzer sich durchringen können, in ihrem Garten eine Brennnesselecke stehen zu lassen.
Natürlich sind jagende Kugelspinnen und behaarte Schmetterlingsraupen nicht jedermanns Sache. Für Torsten und mich waren sie aber zwei der Highlights auf unserer zu kurzen Exkursion durchs Felderbachtal. Man könnte an dieser Stelle noch mehr Tiere (wie Roessels Beißschrecke oder die Breitflügelige Raupenfliege oder den C-Falter) oder bei uns seltene Pflanzen (wie das Heidekraut oder die Röhricht-Brennnessel ) vorstellen. Auf die Begegnung mit dem Bärenklau hätten wir allerdings gerne verzichtet. Aber das ist ein anderes Abenteuer.
Ich bin gespannt, was Torsten von unserer vierten gemeinsamen Exkursion berichten wird.
In einem dürften wir uns allerdings einig sein. Es war wieder ein Ausflug voller Erleb- und Ergebnisse, der eigentlich ausgebaut werden muss.
Jetzt kommt erst mal die Urlaubszeit und danach folgt vielleicht noch das eine oder andere Auswärtsspiel auf Hattinger Terrain. Und auch in Essen gibt es noch viel zu entdecken. Ich freue mich auf die kommenden Freundschaftsspiele.
p.s.: Da war Torsten dann doch schneller als ich. Hier geht es zu seinem Beitrag:
Vier Augen sehen mehr als zwei Wieder einmal im Felderbachtal
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
8 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.