Invasive Neophyten
Gefährdung von Lebensgemeinschaften durch eingeschleppte Pflanzen

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Auf der  „Unionsliste“ invasiver und gebietsfremder Arten führt  die EU Tier- und Pflanzenarten auf, "die mit ihrer Ausbreitung heimische Lebensräume und ursprüngliche Arten beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können.".  Kürzlich  wurde die Liste  von 66 auf 88 Arten erweitert. Hier die Liste der dort aufgeführten invasiven Arten. Diese Liste ist jedoch nicht unumstritten.
Drei der "ungemütlichsten" invasiven Pflanzenarten, die bei uns in der Nähe wachsen, werden im Folgenden vorgestellt.

a) Indisches oder drüsiges (Riesen-)Springkraut (Impatiens glandulifera)

Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt diese Pflanze  ursprünglich  vom Indischen Subkontinent (Himalaya).  Bereits im 19. Jahthundert wurde sie bei uns als Zier-  und Bienenpflanze eingeführt und erhielt wegen ihrer schönen Blüten  den Beinamen Bauernorchidee. An zahlreichen feuchten und nährstoffreichen Stellen ist sie inzwischen derart dominant, dass sie  flächendeckende Bestände bildet, von denen sogar die Große Brennnessel verdrängt wird.
Das Geheimis  der erfolgreichen Ausbreitung  ist zum einen die  hohe Reproduktivität. Eine einzelne  Pflanze bildet 1600 bis 4300 Samen, die nicht nur eine mehrjährige Keimruhe überstehen, sondern auch eine Keimfähigkeit von 80 % besitzen. Hinzu kommen höchst effektive Verbreitungsmechanismen der Samen. Wie beim heimischen Springkraut können die Samenkapseln  bei Berührung  bis zu 10 Meter weit geschleudert werden. Außerdem können sie über das Wasser und über das Fell und das Federkleid von Tieren andere Regionen erreichen. Das Indische Springkraut produziert 40X so viel Nektar wie vergleichbare heimische Pflanzen und auch ihr Pollen ist zuckerhaltig, so dass die Blüten von den Insekten viel lieber angeflogen und bestäubt werden als die der konkurrenzschwächeren einheimischen Pflanzen.  Eine wirksame Bekämpfungsmethode des Indischen Springkrauts durch den Menschen  hat sich aus vielen Gründen noch nicht herausgebildet.

b) Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria [Fallopia] japonica

Angesichts der im Moment bestehenden Energieknappheit wurde der Vorschlag diskutiert, die im Staudenknöterich gespeicherte Sonnenenergie als Bioenergie zu nutzen. Zum Glück hat man diese Überlegung schnell wieder verworfen, denn schon jetzt richtet die schnell wachsende und robuste Pflanze in unseren Ökosystemen großen Schaden an. Die Folgeschäden, die sie  auf kontaminierten Feldern hinterlassen würden, sind kaum abschätzbar. Das Problem ist, dass die Knöteriche sich über bis zu zwei Metern tief sitzende Rhizome vermehren. Diese zerbrechen beim Ausgraben wie Glas und jedes Wurzelstück wächst wieder zu einer 4 Meter hohen Pflanze heran, die unter ihrem Blätterdach den Aufwuchs heimischer Pflanzen durch Beschattung verhindert. Bereits heute kostet es in der BRD 34-41 Millionen Euro jährlich , den Staudenknöterich zu bekämpfen, weil da nur ein großvolumiger  Bodenaustausch hilft. Nicht nur die heimische Tier- und Pflanzenwelt wird durch die Pflanze gefährdet, sondern auch die Verkehrssicherheit im Straßenbereich und an Bahndämmen.
Ob man daran gedacht hat, als man den Japanischen Staudenknöterich um 1825 als Futter- und Zierpflanze aus dem Fernen Osten einführte?

c) Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Auch bei ihr dachte man sich im 19. Jahrhundert sicher nichts Böses, als man sie als Zierpflanze und Bienenweide bei uns heimisch machte, galt sie doch als alte indianische Heil- und Färbepflanze. Allerdings hat sie in ihrer alten Heimat 300 Fressfeinde. Bei uns keinen einzigen. Zudem bildet sie nicht nur an Bahnstrecken und Schuttplätzen sowie an Wald- und Uferrändern dichte undurchdringliche 2 Meter hohe Bestände, sondern auch auf den für den Naturschutz so wichtigen Mager- und Trockenrasen. Dort verdrängt sie viele seltene Arten, die auf der Roten Liste stehen. Und mit diesen Pflanzen verschwinden in der Folge auch die Insekten, die an sie gebunden sind.
 An einer einzelnen Pflanze ich reifen bis zu 19000 Samen. Außerdem hat die Goldrute eine ähnlich hohe Regenerationsfähigkeit wie der Staudenknöterich. Auch sie kann deshalb nur mit großem Aufwand mechanisch über einen mehrjährigen Zeitraum bekämpft werden. Dabei wird oft auch die Begleitvegetation geschädigt.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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