Blässgans
Ein Leben im Dreimonatstakt
Bis zu 200 000 Wildgänse kann man zur Zeit am Niederrhein bestaunen. Allein 25 000 grasen auf der Bislicher Insel bei Xanten. Ein wohl einmaliges Naturschauspiel. Die meisten von ihnen sind Blässgänse.Diese arktischen Wildgänse überwintern von November bis Februar bei uns, ehe sie dann für drei Monate wieder die 5000 km lange Rückreise in die arktische Tundra antreten. Dort müssen sie in ca. 100 Tagen ihr Fortpflanzungsgeschäft von der Paarung bis zur Jungenaufzucht erledigen. Wehe das Wetter spielt dabei nicht mit! In den folgenden drei Monaten wird dann wieder die Reise ins Winterquartier absolviert.
Unter den Gänsen hat sich wohl herumgesprochen, dass es am Niederrhein hinreichend milde Temperaturen, ausreichend störungsfreie Nahrungsflächen und viele Schlafgewässer gibt, auf die sich die Gänse nachts geschützt zurückziehen können. Tagsüber ist das Grasen und Verdauen ihre Hauptbeschäftigung. Während die Saatgans, die z.Zt. zweithäufigste Art am Niederrhein, Ackerland bevorzugt, suchen die Blässgänse Weideland auf. Aber auch Reste, die bei der Ernte des Mais und Getreides übrig blieben, werden angenommen. Auf den Bildern sieht man, wie eine Blässgans sich sogar über Fallobst in einem Garten hermacht.
Neu war für mich, dass man Blässgänse aus Sibirien an ihrem rosafarbenen Schnabel erkennt, während Gänse aus Grönland, die bei uns (noch) nicht überwintern, einen orangenen Schnabel besitzen. Die Jungvögel haben noch nicht die typische Blässe an der Schnabelwurzel, die erst nach der Mauser zum Jahreswechsel erscheint. Der linke Vogel auf dem zweiten Bild ist ein Jungvogel.
Coronabedingt fallen die meisten Exkursionen zu den Wildgänsen in dieser Saison aus. An der Düffel oder auf der Bislicher Insel dürfte es jedoch kaum möglich sein, die Gäste aus der arktischen Tundra zu übersehen oder zu überhören.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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