Ausflugstipp: Schlosspark Borbeck
Direkt umme Ecke
Knappe drei Kilometer sind es von unserer Haustür bis zum Parkplatz des 44ha großen Schlossparks im Stadtteil Essen-Borbeck. Also auch für Ruhrgebietsverhältnisse, wo sich Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum städteübergreifend häufen, "direkt umme Ecke". Und man fragt sich zu Recht: Warum nutzen wir diese Perlen "im Tal der Könige" (Buchtitel ) vor unserer Haustür nicht häufiger für einen Besuch?
Dabei handelt es sich beim Schlosspark doch um einen der ältesten Landschaftsgarten des Rheinlandes und auch von seiner historischen Bedeutung- immerhin handelt es sich um die Sommerresidenz der Essener Fürstäbtissinnen- muss sich das Schloss Borbeck vor den vielen Schlössern im Lande nicht verstecken.
Mehr als das Wappen der Äbtissinnen über dem Schlossportal interessierte mich jedoch das kunstvoll gearbeitete Eingangstor zum Park, weil ich das krönenende Stadtwappen Essens dort noch nie abgelichtet hatte.
Nach naturkundlichen Schwerpunkten muss man zu keiner Jahreszeit suchen. Sie diktieren von alleine die Motive einer Fotostrecke.
Das reiche Vogelleben erklärt sich durch die vielfältige Strukturierung des Parks, der vom Schlossbach durchzogen wird. An seinen Ufern findet man z.B. die Hänge-Segge. Im Quellgebiet kommt sogar der Alpen-Strudelwurm , ein Eiszeitrelikt, vor.Ein Teich im mittleren Parkbereich und der große Schlossteich bieten ebenfalls reichlich Fotomotive, ebenso wie die Röhrichtzonen und Feuchtwiesen.
Um diese Jahreszeit ist es neben den vielen Früchten an den Bäumen, Sträuchern und Kräutern zweifellos das Springkraut, das als spät blühende Pflanze mit seinen vielblütigen und dichten Beständen buchstäblich in den Fokus gerät.
Das Springkraut ist auch als Rührmichnichtan (Noli me tangere) bekannt. Seine langgestreckte Fruchtkapsel steht nämlich bei Reife unter einer hohen Gewebespannung. Bei der kleinsten Erschütterung oder Berührung trennen sich die Fruchtblätter und rollen sich blitzartig ein. Die Samen werden dabei meterweit herausgeschleudert. Die gleiche Eigenschaft hat leider auch das invasive Drüsige oder Indische Springkraut, das durch seine weite Verbreitung und dichten Bestände die Pflanzen- und Tierwelt an Wasserläufen nachhaltig schädigen kann.
Und wer nach dem vielen Springkraut nach etwas Abwechslung sucht, der findet in den naturbelassenen Teilen des Parks auf den abgestorbenen Bäumen am Boden ein reges Treiben von Lebewesen, die den Abbau des Holzes einleiten und vorantreiben.
Eines ist mir beim Besuch des Borbecker Schlossparks wieder einmal bewusst geworden: Wir sollten die Kultur- und Naturschätze in unserer Heimat viel mehr schätzen lernen und selbstbewusst dafür werben. Der Schlosspark Borbeck kann mit seinen Schätzen viele andere Parks locker in die "Tasche stecken."
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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