Gartengeschichte
Die Wiederentdeckung des Gutedels
Gleich vier verschiedene Rankpflanzen hatten mein Gewächshaus in den letzten beiden Jahren überwuchert, so dass es zuletzt immer düsterer im Inneren wurde. Brombeere, Efeu, Wildem Wein und meinem Gutedel war mit einem Rückschnitt per Hand kaum noch beizukommen. Eine neue kräftige AKKU-Heckenschere sorgte nun für Abhilfe. Nach zweieinhalb Stunden, vier gefüllten Laubsäcken und zwei zerstochenen Unterarmen habe ich im Gewächshaus nun wieder den Durchblick. Das Gute dieser Aktion: Mein Gutedel, von dem vorher kaum noch etwas zu sehen war, kommt nun wieder voll zur Geltung und trägt Trauben wie ein Weltmeister.
Vor über zwanzig Jahren hatten wir die Rebe aus dem Markgräfler Land, unserer zweiten Heimat, mit nach Essen gebracht. Im äußersten Südwesten Deutschlands ist der Gutedel einer der beliebtesten Weine, der jung bei fast jeder Gelegenheit getrunken werden kann. Wir haben den Gutedel dort auch als schmackhafte Tafeltraube kennengelernt, die man südlich von Freiburg im Herbst überall am Straßenrand kaufen kann. Als ein Stück Südbaden musste er einfach mit ins Ruhrgebiet.
Mit der Gutedeltraube hat man aber auch ein Stück Geschichte im Garten, denn der Wein ist eine der ältesten Kulturreben. Er soll bereits vor 5000 Jahren in Oberägypten, im Jordan-Tal und später durch die Griechen und Römer angebaut worden sein.
Auch wenn die Anbaufläche heute rückläufig ist, weil der Wein hipperen Weinsorten Platz machen musste, steht der Gutedel bei uns für die Sonne Badens.
Dass ich ihn in den letzten Jahren so vernachlässigt habe, hat er mir offensichtlich nicht übel genommen. Die Trauben sind nun freigeschnitten und der Weinstock von 5-6 Meter langen Ranken befreit. Jetzt hoffen wir, dass die Trauben noch bis zum Herbst unter der Sonne Essens reifen und uns dann als Tafeltrauben erfreuen.
Den Gutedelwein werde ich aber nach wie vor von den badischen Winzerkolleg*innen beziehen bzw. von dort mitbringen.. :-))
Und die Ranken werden, dank der neuen Heckenschere, keine Gelegenheit mehr bekommen, das Gewächshaus zu überwachsen.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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