Blaumeise
Die "übersehene" Epidemie
Meldungen über geschätzte 300 000 Tote bei einer Gesamtbevölkerung von 7,9 Millionen, 22% weniger Sichtungen als im Vorjahr- allein in diesem Frühjahr in Deutschland. Man übertrage diese Schreckensmeldungen einmal auf unsere Pandiemielage und stelle sich die Panik vor, die diese Zahlen auslösen würden. Doch es geht " nur" um Blaumeisen. Deshalb erfährt man in den Medien sehr wenig darüber.
Zeitlich parallel zur Ausbreitung des Coronavirus werden vor allem die Blaumeisen in diesem Jahr vom Bakterium Suttonella ornithocola befallen, das bezeichnenderweise auch bei ihnen eine Lungenerkrankung hervorruft.Vor allem männliche Blaumeisen sterben an der Infektion.
Auch in unserem Garten blieben die beiden Brutkästen, die für die Blaumeisen vorgesehen sind ( Einflugöffnung nicht größer als 26-28 Millimeter Durchmesser), in diesem Jahr leer. Kohlmeisen scheinen von der Krankheit nicht so betroffen zu sein. Drei Kästen sind besetzt. Aber auch andere Meisen wie Schwanz- und Tannenmeise können, wenn wahrscheinlich auch in geringerem Maße, durch das Bakterium infiziert werden. Als Übertragungswege werden bei den Meisen ebenfalls Aerosole diskutiert.
Die aktuelle "Stunde der Gartenvögel" des NABU machte das Massensterben der Blaumeisen offenkundig. Um die Infektionswege abzuschneiden sind in den Gärten Futtersilos geeigneter als die traditionellen Futterhäuschen. Findet man in der Nähe seines Gartens tote Blaumeisen, sollte man die Fütterung vorübergehend ganz einstellen.
Aber auch hier die gute Nachricht zum Schluss: Die Lage scheint sich zu entspannen . Immer weniger befallene Vögel werden gemeldet.
Dass man überdas Blaumeisensterben so wenig in den Medien erfährt, wo wichtige und unwichtige Corona-Meldungen die unter den Blaumeisen wütende Epidemie offensichtlich verdrängt haben, zeigt, wie gefangen wir immer noch in unserem anthropozentrischen Weltbild sind, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht; als wären wir nicht Teil der Natur und deren Gesetze würden für uns nicht gelten.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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