Blässhühner am Baldeney- und Niederfeldsee
Die Kinderstube der Blässhuhnküken
Mit ihrem kahlen roten Köpfchen, dem gelblichen Kragen und dem gesträubten Gefieder können es die Blässhuhnküken nicht mit unserem Empfinden für die süßen und kuscheligen Gänse- und Entenküken aufnehmen. Doch gerade mit der roten Signalfarbe des "häßlichen" Köpfchens lösen die Kleinen das Fütterungsverhalten ihrer Eltern aus. Und nach wenigen Minuten hat man sich als Beobachter an das bizarre Aussehen der winzigen Nestflüchter gewöhnt und verfolgt gebannt, wie sie von den Eltern umsorgt werden, wenn sie diese piepsend anschwimmen und ihnen ihr rotes Schnäbelchen mit der weißen Spitze entgegenstrecken.
Sind die Eltern einmal etwas weiter hinausgeschwommen, verstecken sich die Jungen gemeinsam im Dickicht des Ufers und picken dort nach Essbarem. Dennoch werden sie in den nächsten beiden Monaten noch von den Eltern gefüttert werden.
Dann werden aus den Küken am Niederfeldsee auch so stattliche Jungvögel geworden sein, wie ich sie im Juli letzten Jahres am Baldeneysee beobachten konnte. Sie werden dann die Größe der Altvögel erreicht haben und auch ihr Gefieder wird sich dem der Alten angenähert haben. Allerdings wird man sie immer noch gut von diesen unterscheiden können, weil sie auf der Bauchseite noch weißlich gefärbt sind. Und auch das namengebende weiße Stirnschild wird sich erst im ersten Winter, den sie zu überstehen haben, ausbilden. Was sie allerdings nie ablegen werden, ist der unbeholfen erscheinende Gang an Land. Mit den breiten Schwimmlappen an den Zehen erinnern Blässrallen an den tolpatschigen Gang menschlicher Taucher, die ihre Flossen an Land noch an den Füßen haben.
Bei den Blässhühnern teilen sich die Altvögel die Aufzucht der Jungen. Der eine Teil der Küken orientiert sich bei der Fütterung an der Mutter, der andere wird vom Vater gefüttert. Diese Zuordnung wird nicht durchbrochen. Besonders deutlich war dies zu beobachten, als ein freilaufender(!) Hund) ins Wasser sprang und den Familienverband sprengte. Sofort orientierten sich die Jungen nach "ihrem" Elternteil, als der Störer endlich an die Leine genommen wurde.
Blässrallen sind Allesfresser. Pflanzliche Nahrung (frische und faulende Pflanzenteile) werden ebenso gefressen wie tierische. Sie finden sie schwimmend, tauchend und gründelnd. Am Niederfeldsee weiden Blässrallen auch häufig im Uferbereich. Schwänen und Gründelenten jagen sie manchmal deren Nahrung ab.
Überraschend war aber, was die Altvögel ihren Jungen in der Nähe des Regattahauses fütterten. Mit einem kleinen Kopfsprung tauchten beide Altvögel ab und boten ihren Jungen recht große und sperrige Schnecken, mit denen diese oft überfordert waren, weil sie sie nicht im Schnabel festhalten konnten. Wahrscheinlich waren es Schlamm- oder Sumpfdeckeschnecken. Wie sie das Schneckenfleisch vom Gehäuse trennen, bleibt mir ein Geheimnis.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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