Advent:Zeit der Nadelbäume
Die Eibe: Passt in keine Schublade..
... und das ist gut so.
Es bereitet schon Freude, wenn Lebewesen sich dem Drang des Menschen nach Beschreibung, Kategorisieren und Beherrschen erfolgreich widersetzen.
Die Eibe, ein in unserer Zeit oft übersehene Baumart, ist solch ein Fall.
In heidnischen Zeiten galt sie noch als heiliger Baum und Weltenbaum. Bei genauerem Hinsehen erkennt man recht schnell, warum das so war.
Es ist doch klar, dass die Eibe ein Nadelbaum ist und somit zu den Koniferen gehört. Oder? Schließlich sind die Nadeln doch unübersehbar, so wie bei Fichte, Tanne und Douglasie, die in diesen Tagen auf Zeit in unsere Wohnzimmer ziehen.
Vorsicht! Koniferen bedeutet eigentlich Zapfenträger (lat. conus= Zapfen und ferre= tragen). Und Zapfen wird man bei Eiben vergeblich suchen. Wir alle kennen die roten becherförmigen Früchte, die im Herbst so kräftig leuchten. Es handelt sich um Scheinbeeren, mit denen die Eiben Vögel anlocken, damit diese den süßen nährstoffreichen Samenmantel fressen und den Samen zwecks Verbreitung ausscheiden.
Unter dem Zwang, alles einordnen und kategorisieren zu wollen, mussten die Botaniker schließlich die Definition für die Nadelbäume (Koniferen )zu Beginn des 20. Jahrhunderts ändern.
Was nicht passt, wird passend gemacht!
Nun müssen sie damit leben, dass die Eiben auch an anderen Stellen nicht so richtig in die (umgebaute) Schublade der Nadelbäume passen.
Die Nadelbäume sind durch die Bank ungiftig. Bei den Eiben sind fast alle Pflanzenteile, besonders die Nadeln, hochgiftig. 0,2-0,3 gr Eibennadeln pro Kilogramm Körpergewicht sind für Menschen tödlich. Aber wer isst schon Eibennadeln? Anders ist das bei Pferden, die manchmal nach dem "Genuss" der Nadeln umkommen. Aber auch Samenkerne können tödlich sein, wenn jemand ca. 100 der roten Früchte (das Fruchtfleisch selbst ist ungiftig) mit den Samenkernen isst . In diesen befindet sich nämlich, wie in den Nadeln, das Alkaloid Taxicantin, in dem die Eiben ihren überschüssigen Stickstoff speichern.
Alle Nadelbäume bilden Harz aus. Eiben nicht.
Nadelbäume besitzen in der Regel männliche und weibliche Blüten auf einem Baum (einhäusig). Eiben sind zweihäusig, d. h., es gibt weibliche und männliche Bäume. In der Regel! Aber die Eibe hält sich kaum an Regeln und bildet vereinzelt auch einhäusige Pflanzen aus. Manchmal wechseln die Bäume sogar während ihres langen Lebens das Geschlecht. Sie können also eigenständig dafür sorgen, dass das Geschlechterverhältnis ausgewogen ist.
Anders als die übrigen Nadelbäume können sich Eiben auch ungeschlechtlich durch Wurzelableger und Astabsenker fortpflanzen, so dass dichte Eibenhecken entstehen. Wenn nach ca. 500 Jahren das Holz im Inneren des Baumes verrottet und der Stamm hohl wird, können sie Innenwurzeln ausbilden, so dass aus dem alten Baum ein neuer hervorgeht. Die Eibe recycelt sich also selber und bleibt so unsterblich.
Als letzte biologische Besonderheit sei hier die enorme genetische Variabilität der Eiben genannt. Die Experten streiten sich immer noch, ob es weltweit eine, zwei, acht oder gar vierundzwanzig verschiedene Eibenarten gibt.
Eiben sind die älteste in Europa heimische Baumart. Es gibt 200 Millionen Jahre alte Eibenfossilien.
Die Eibe lässt sich nicht in Schubladen stecken.
Aufgrund der vielen angesprochenen Besonderheiten habe ich deshalb auch noch Quellen gefunden, in dem sie nicht als Nadelbaum, sondern als isoliert stehende Gruppe der Bedecktsamer angesehen wird.
Es reicht eigentlich, wenn man anerkennt, dass Eiben eine ganz besondere Baumart bilden.
Hauptquelle: Fred Hageneder: Der Geist der Bäume (Eine ganzheitliche Sicht ihres unerkannten Wesens), Saarbrücken 2014
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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