Rotkehlchen
Der freundliche und zutrauliche Gartenhelfer
Bei der Gartenarbeit bin ich selten alleine. Noch bevor ich die Gartengeräte zum Einsatz bringen kann, sitzt das Rotkehlchen schon in meiner Nähe und beobachtet aufmerksam meine Vorbereitungen.
Sobald der Mäher, die Harke oder der Spaten bei der Gartengestaltung helfen, überwindet es seinen letzten Argwohn und folgt mir auf Schritt und Tritt. Selbst durch die Motorsense lässt es sich nicht irritieren. Um dies zu dokumentieren, benötigt man kein Teleobjektiv. Oft kommt das Vögelchen so nahe, dass man es mit den Händen grefen könnte.
Kein Wunder, dass das Rotkehlchen 2021 zum Vogel des Jahres gewählt wurde. Mit seinen dunklen Knopfaugen und der hohen Stirn spricht es wohl den Beschützerinstinkt eines jeden Gärtners an.
Natürlich habe ich dieses zutrauliche Verhalten nicht exklusiv. Jeder Gärtner hat wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen gemacht und muss damit leben, dass der süße Vogel nicht nur ihm, sondern auch (Wild)schweinen so beharrlich folgen würde. Wahrscheinlich ist das Verhalten genetisch fixiert. Zutrauliche Vögel kommen weit schneller in den Genuss der von Mensch und anderen Großsäugern "freigelegten" Insekten und Würmer als Artgenossen, die auf eine größere Fluchtdistanz wert legen.
Da "mein" Rotkehlchen im Moment wohl Junge groß zieht, sammelt es Kleingetier, bringt das Erbeutete schnell zum Nest und ist dann in der nächsten Minute schon wieder auf dem Mäher oder dem Laubsack, um nach der nächsten Portion Ausschau zu halten. Dabei sorgt das Rotkehlchenganz ganz nebenbei daür, dass kleine Schnecken oder Raupen im Salatbeet keine Chance haben. Eine typische Win-Win- Konstellation.
Obwohl wir beide voneinander profitieren, muss ich aufpassen, dass die Gartenarbeit nicht liegen bleibt, weil das Rotkehlchen mich wieder einmal zu sehr abgelenkt hat.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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