Naturfotograf(inn)en müssen geduldig sein
Dem Fischadler beim Verdauen zuschauen :-))
Noch am Wochenende bestaunte ich mit einem lieben LK-Kollegen das Bild eines Fischadlers. Überrascht nahmen wir zur Kenntnis, dass das Foto in Mülheim aufgenommen wurde.
Und dann bekam ich Dienstag in der Mittagszeit eine whatsapp von besagtem LKler mit einem Bild und dem Text: Das ist mein Fischadler. Die Mittagsruhe war vorbei und 20 Minuten später war ich mit Hund und Kamera in Mülheim an der Ruhr.
Die digitale Kommunikation hatte jedoch nicht nur bei uns beiden geklappt. Auf der Fußgängerbrücke über die Ruhr hatten 20-30 Fotograf*innen ihr z.T. professionelles Equipment aufgebaut. Einige weitere "Knipser/innen" saßen seit den Morgenstunden direkt am Ruhrufer, weil sie sich sogar Stühle mitgebracht hatten. Man klärte mich auf, dass der seltene Fischadler ( nur ca. 500 Brutpaare in ganz Deutschland) gegen 11.00 Uhr einen großen Fisch gefangen hatte. Seit dem Fang saß er auf dem immer gleichen Ast und verdaute. Aktion sieht anders aus. Immer wenn der majestätische Vogel sich nach vorne beugte, ging ein Raunen durch die geduldige Fotografenschar und die Auslöser der Kameras klickten und surrten, weil wohl alle von den gleichen Bildern träumten, auf denen der Adler von seinem Ansitz aus mit 30-70 km/h übers Wasser streicht, die Füße kurz vor dem Aufprall nach vorne reißt, und sich einen Fisch aus bis zu einem Meter Tiefe holt, mit dem er dann schwerfällig auf den Fressbaum fliegt. Doch der Adler war wohl satt. Später erfuhr ich, dass der Fischadler erst um 16.30 seinen Standort wechselte. Ob er noch einen Fisch fing, werden wir wohl erst erfahren, wenn entsprechende Bilder hochgeladen sind.
Auf jeden Fall ist der imposante Greif eine Sensation für alle Naturfreund*innen im Revier. Viele der Anwesenden verabredeten sich beim Gehen schon wieder für den nächsten Tag. Da der Vogel in Mülheim ergiebige Jagdgründe vorfindet, könnte es sogar sein, dass er nicht weiter nach Westafrika zieht, sondern bei uns sein Winterquartier aufschlägt.
Dann hätten wir noch öfter die Gelegenheit, unsere Traumbilder zu schießen.
Da mein Hund kränkelte, blieb ich nur eine Stunde. Neben den etwas statischen Fischadlerbildern konnte ich noch zwei Rehe ablichten, die vom Wasser aus ästen. Alleine diese Bilder hätten mir unter anderen Umständen ein Grinsen für den Rest des Tages ins Gesicht gezaubert. Für die meisten zählten an diesem Tag jedoch nur die Fischadlerbilder. Die Rehe blieben angesichts des Adlers ebenso unberücksichtigt wie der Eisvogel, der in der Stunde meiner Anwesenheit einige Male durchs Bild flog. So ist das bei einem Hype.
Wenn die Server nicht angesichts der Bilderflut zusammenbrechen, achtet doch einmal auf die Fotos, die den Fischadler bei der Jagd zeigen und denkt daran, wie geduldig die Fotograf*innen darauf warten mussten.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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