Blauflügelige Ödlandschrecke
Das sechsbeinige Chamäleon

Bis auf Bild vier, das auf dem Gelände der Zeche Zollverein aufgenommen wurde, entstanden alle Bilder auf dem gleichen Areal.
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  • Bis auf Bild vier, das auf dem Gelände der Zeche Zollverein aufgenommen wurde, entstanden alle Bilder auf dem gleichen Areal.
  • hochgeladen von Bernd Dröse

"Wie Sie sehen, sehen Sie nichts," hat Hans-Joachim Kulenampf, der Moderator der legendären TV-Show  "Einer wird gewinnen", einmal gesagt. Ähnliches gilt für das  Betrachten der  Blauflügeligen Ödlandschrecke im Gelände. Die meisten werden an ihr vorbeilaufen, weil sie fast unsichtbar ist.

Sie verfügt nämlich über mehrere Eigenschaften und Tricks, damit ihre  zahlreichen Fressfeinde  sie nicht entdecken können. Das fängt mit ihrer marmorierten Grundfärbung an. Diese kann je nach Untergrund, auf dem sie lebt, von grau über gelblich, bräunlich und  rotbraun bis schwarz variieren.  Mit jeder ihrer sechs Häutungen kann sie sich dem Untergrund ihres Lebensraumes weiter anpassen. Aber auch die erwachsenen Tiere können ihre Grundfarbe innerhalb von ein bis zwei Tagen noch ändern.  Homochromie nennt man dieses Phänomen. Obwohl sie fliegen können, bewegen  die Kurzfühlerschrecken  sich meist gehend fort und verschmelzen so weitgehend optisch mit dem Untergrund. Dieser Effekt wird durch zwei bis drei Streifen auf den Deckflügeln,  die sich über die kräftigen Sprungbeine fortsetzen, noch verstärkt.  Das Gesamtbild des Tieres wird so in unzusammenhängende Teilbilder aufgelöst.
Die Schrecken verlassen sich sehr auf ihre Tarnung.  Erst wenn man fast auf sie tritt, fliegen  sie mit  5-10 Meter weiten Sprüngen davon. Man erschrickt, weil dann plötzlich die himmelblauen Hinterflügel aufleuchten. Eigentlich müsste es dann doch ein Leichtes sein, ihre Flugbahn zu verfolgen, um sie erneut  aufzuspüren. Doch im allerletzten Teil ihres Fluges  schlägt das Insekt einen Haken und kommt deutlich abseits der vermuteten Landestelle auf, wo sie optisch sofort wieder mit dem Untergrund verschmilzt.
Mit einiger Erfahrung hat man dennoch eine Chance, die Tiere wieder zu entdecken. Zwei weitere Fakten erschweren zusätzlich das Auffinden. Die erwachsenen Exemplare der Blauflügligen Ödlandschrecke gibt es nur von Juni /Juli bis Oktober. Sie bewohnen bei uns meist vegetationsarme Indusriebrachen und Bahnareale sowie  den Bereich  ehemaliger Kohlebergwerke (z.B. Zollverein)- also nicht die typischen Wege, die die meisten für ihren Sonntagsspaziergang auswählen.
Obwohl sie so gut getarnt ist, wird  die Blauflüglige Ödlandschrecke in der Roten Liste als "gefährdet"  geführt, wahrscheinlich, weil geeignete Habitate  immer mehr verschwinden. Dennoch ist sie als "sechsbeiniges Chamäleon des Ruhrgebiets"  ein überaus interessantes Insekt. Leider konnte ich nicht klären, wie die Heuschrecke ihre Farbgebung dem Untergrund anpassen kann. Benötigt sie dafür nicht eine Selbst- bzw.  Außenwahrnehmung?  Sie ist nämllich auch in der Lage, nach der Ortsveränderung einen Untergrund aufzusuchen, der ihrer eigenen Farbgebung entspricht. So hat die fast schwarze Ödlandschrecke, die auf einem der dunklen Steine platziert ist (vgl. Foto) , diesen nach der Landung aktiv aufgesucht.
Um es für die Leser/innen etwas  schwerer zu machen, habe ich die Ödlandschrecke auf den letzten drei  Bildern nicht herangezoomt. Findet ihr sie trotzdem?

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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