Das Monster

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Diese Augen vergesse ich nie. Von „Dulci“. Die Schäferhund-große Mischlingshündin schleppt sich von ihrer Liegestatt zentimeterweise über den Boden; versucht sich aufzurichten. Humpelt dann zu mir. Vor meinen Füßen fällt sie um. Kein Jaulen. Nichts. Dafür blickt sie mich aus unendlich tiefdunklen Augen an – Todesqualen, Todesangst spiegeln die wieder. „Dulci“ sollte auf den Gleisen sterben. Eine Frau fand sie…

Die Hundeauffangstation Heißener Straße liegt himmlisch im Grünen. Weit ab von Verkehr, Lärm. Die Idylle trügt. Denn was hier in den letzten Wochen, Monaten passiert, lässt mir das Blut in den Adern schier gerinnen.
Und die Nerven von Karin Sabina Jansen, Leiterin, liegen blank. Beim Erzählen füllen sich ihre Augen mit Tränen.
Vor 3 ½ Jahren pachtete sie das ca. 500 qm große Grundstück, um Hunde aus südlichen Ländern zu retten. „Vorher arbeitete ich bei einem Tierschutzverein, erlebte dort hautnah das Tier-Elend.“ Mittlerweile fühlen sich zehn Vierbeiner bei ihr „pudel-wohl“, überwiegend Potenkos – Jagdhunde. Teilweise rettet sie die Tiere vor der Tötungsstation oder sie erhält sie von einem griechischen Tierschutz-Verein, mit dem sie zusammen arbeitet.

Doch seit drei Monaten bangt Karin Sabina Jansen um ihr Leben und um das ihrer Hunde. Moment. Eine Zigarette muss ihre Nerven beruhigen. Sie wohnt, lebt hier. Das Vereinshaus ist schnuckelig gemütlich mit vier Hunderäumen. Flachdach…
Bis vor drei Monaten schien ihr das Glück hold zu sein, denn zusätzlich pachtete sie das Grundstück nebenan – mit ebenfalls ca. 500 qm Fläche. Sind jetzt aber Neid, Hass, Wut ihre Nebenbuhler? „Seitdem werden wir hier gemobbt. Nägel liegen vor der Tür; Wasserschläuche werden zerschnitten; und - verdorbene Fleischstücke auf das Grundstück geworfen. Ergebnis: Tagelanger Durchfall.“ Es gibt keine Zwingerhaltung. Die Vierbeiner laufen frei herum. Nur nachts werden sie in ihren Raum gebracht.
Die Finanzierung? „Durch Spenden, Mitgliedschaft, Schutzgebühren. Sechs Ein-Euro-Jobber und Ehrenamtliche.“ Pläne hat sie reichlich. Sie möchte eine Quarantänestation, ein Katzenhaus, eine Hundetagesstätte bauen.
Mittlerweile hat sie ihre Energie verloren. Durch grauenvolle Vorfälle. „Sie werden immer schrecklicher. Zwei Mal wurden die Mischlinge „Dulci“ und „Morgana“ aus dem Gelände entführt. Gefunden auf der Autobahn. Gott sei Dank passierte nichts.“
Obwohl eine Kamera installiert wurde, schaffte es der Täter wiederum, beide Hunde – „Dulci“ ist die Mutter von „Morgana“ – vom Hof zu packen. „“Dulci wurde der Schädel eingeschlagen, das Bein gebrochen. Auf dem Bahngleis, Nähe Schederhof, rettete sie eine Dame. Das lebensgefährlich verletzte Tier wurde in der Klinik Duisburg-Kaiserberg operiert. „Sie hatte Luft im Brustraum, die durch ein Loch in der Schädeldecke entwich. Die OP überlebte – trotz Herzstillstand! Wir bangten, beteten um unseren Liebling. Weinten tagelang. Sie lebt mit zwei Metallplatten im Kopf, Fixateur am Bein. Mindestens zwei Operationen stehen ihr bevor.“
Die fünf-jährige „Morgana“ wurde mit schweren Schlagverletzungen am Essener Hauptbahnhof gefunden. Außerdem hatte man ihr auf dem Rücken Heftklammern ins bloße Fleisch getackert. Jansen vermutet, „es geht gegen unseren Verein, gegen das Grundstück.“
Ihr großer Wunsch an unsere Leser, „dass wir vielleicht von Baufirmen Steine, Baumaterial bekommen, um das Grundstück noch intensiver zu sichern. Zusätzlich mit Alarmanlage,
Kamera.“

Bei der Polizei wurde sofort Anzeige erstattet. Wer weiß Näheres? Wer hilft der Hundeauffangstation? Telefon: 0201/2202491.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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