Buntspecht
Das Laternentrommeln fällt dieses Jahr aus

Ausnahmsweise ist es nicht das Virus, das das Schauspiel ausfallen lässt. Höchstens  indirekt, weil  wegen des längerfristigen Schulausfalls die Lärmkulisse des Schulbetriebs fehlt, so dass es 'normale' Bäume auch tun.
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  • Ausnahmsweise ist es nicht das Virus, das das Schauspiel ausfallen lässt. Höchstens indirekt, weil wegen des längerfristigen Schulausfalls die Lärmkulisse des Schulbetriebs fehlt, so dass es 'normale' Bäume auch tun.
  • hochgeladen von Bernd Dröse

Völlig ohne Deckung sitzt am Morgen ein Buntspechtmännchen auf einer der Beleuchtungsabdeckungen an der Gesamtschule Bockmühle und hämmert fröhlich darauf herum. Aber nicht den menschlichen Beobachter möchte es auf sich aufmerksam machen, sondern potenzielle Rivalen, die ihm sein Revier streitig machen könnten. Während er jene vertreiben mpöchte, sollen gleichzeitug  mögliche Geschlechtspartnerinnen, mit denen er für Spechtnachwuchs sorgen möchte, angelockt werden.
Der Hohlkörper der Beleuchtung dient ihm als Resonanzkastern, der seine Botschaft möglichst weit übertragen soll.
Allerdings spielten sich solche Szenen in den letzten Jahren ab. Dieses Jahr warte ich bereits 14 Tage vergeblich auf die Spechtvorstellung. Vielleicht, weil sie dieses Jahr nicht gegen den Schülerlärm antrommeln müssen, vielleicht ist die Tradition auch einfach nur abgebrochen, obwohl sich auf dem Gelände wieder Buntspechte aufhalten und auch fleißig trommeln.
Das Ergebnis sder erfolgreichen Bemühungen ( eventuell war es auch einer seiner Rivalen) konnte ich im letzten Früsommer bewundern, als ein Buntspechtpärchen sogar auf einem Spielplatz in unserer Straße Nachwuchs zur Welt brachte. Auch dabei war den Spechten die Versorgung der Jungen wichtiger als die Deckung.
Gänzlich verwundert war ich, als ich einen Buntspecht in unserem Garten an einem Nistkasten herumhämmern sah. Enttäuscht musste ich aber einsehen, dass es ihm dabei nicht um eine größere Wohnhöhle, sondern um den Meisennachwuchs ging, der darin aufwuchs. Zur Ehrenrettung der Spechte muss aber auch festgehalten werden, dass sie anderen Tierarten, die selber keine Höhlen bauen, z.B. Kleibern, Meisen, Fledermäusen, Siebenschläfern und Hornissen, ihre "alten" Höhlen überlassen.
Wie auch Graureiher, Türkentaube, Sperber, Elster und viele andere vom ungastlichen Land Vertriebene entwickelt sich auch der Buntspecht zu einem echten Stadtbewohner, den man auch im Essener Westen häufiger antrifft.
Dabei macht er sich aber nicht nur Freunde, denn "Fassadenspechte" machen sich auch an hölzernen Fassadenverkleidungen sowie an Dämm- und Isolierstoffen zu schaffen, deren Klang und Konsistenz sie wohl an morsche Bäume "erinnert". Klar, dass sie dadurch den Zorn der Hausbesitzer auf sich ziehen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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