Ein auf Vertrauen basierendes Geschäftsmodell
Das etwas andere Kauferlebnis

Hinweisbanner am Straßenrand
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Es fällt im Sommer schwer, an den vielen   farbenfrohen Blumenfeldern zum Selberpflücken vorbeizufahren, ohne auf einen Parkplatz abzubiegen und ein paar Blumen abzuschneiden und mitzunehmen. Stopp!! Mitnehmen   ist der völlig falsche Ausdruck.  Korrekt muss es heißen: Abzuschneiden und zu bezahlen. Alles andere ist Diebstahl. Denn nur bezahlte Blumen bereiten Freude.

Vom Einkaufen am Straßenrand scheint ein besonderer Reiz auszugehen. Zum einen  geht es nicht regionaler  als sich  direkt beim  Erzeuger zu versorgen; und zum anderen ist es heutzutage schon etwas Besonderes, wenn einem  der Verkäufer so viel Vertrauen schenkt , dass er auf Kassierer  verzichtet und darauf baut, dass die  Käufer so ehrlich sind, dass sie die Summe des Gekauften selber ausrechnen und den Betrag  in eine "Vertrauenskasse" werfen.
Offensichtlich scheint dieses Geschäftsmodell  zu funktionieren. Auch Äpfel, Nüsse, Trauben, Kartoffeln, Karotten und Kürbisse  kann man oft  an der Blumenkasse  - je nach Saison und Region - kaufen.
Das Einkaufen am Straßenrand wird dabei zu einem kleinen Erlebnis. Gratis gibt es die vielen schönen Beobachtungen beim Kauf dazu. Etwa, wenn man die Blumen nach unterschiedlichen Farben und Entwicklungszustand selber auswählen kann oder wenn man die  zahlreichen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf den Blüten betrachtet. Welcher Discounter kann einem das bei nahezu gleichem Preis bieten?
Ein Erlebnis der besonderen Art hatte ich bei meinem letzten Besuch auf einem  Blumenfeld. Ein kapitaler Feldhase saß direkt am Zaun, der das Feld abgrenzt und wäre wohl zu gerne auf der anderen Seite des Zaunes geboren worden,  um die geschmackliche Qualität der Blumen zu testen.
Zwei Tage später staunte ich  auf dem gleichen Feld nicht schlecht über einen  Greifvogel, der neben dem Feld rüttelte. Bei näherem Hinschauen entpuppte sich der überdimensionale Falke jedoch als fliegende Vogel- bzw. Nagerscheuche, die, an einem riesigen Mast befestigt, über den Feldern schwebte und drohte.
Aber nicht nur gegen kleinere und größere Nagetiere sowie gegen  Kaninchen und Hasen  muss sich der Feldbesitzer  wehren. Die "Vertrauenskasse" ist oft mit dem Hinweisschild "Wird täglich geleert"  versehen und in einem Betonsockel verankert. Zusätzlich wird auf die Videoüberwachung hingewiesen. Im Internet findet man zahlreiche, z.T. unglaublich dreiste, Fälle , die zeigen, dass solcher Schutz offenbar notwendig ist, um den Besitzern, die viel Arbeit  und Geld in das Anlegen und die Pflege eines Blumenfeldes investieren ,  den wohlverdienten Lohn zukommen zu lassen.
Auf der anderen Seite muss man sich fremdschämen, dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind. Was gibt es in einer Gesellschaft Wertvolleres als gegenseitiges Vertrauen, auf das jedes Zusammenleben basiert.  Zwar müssen wir erleben, dass unser  Vertrauen immer häufiger von vielen Zeitgenossen missbraucht wird; aber ist dies ein Grund,  genauso rücksichts- und gewissenlos zu handeln? Schließlich wird man von keinem gezwungen, die Blumen zu kaufen.
Ich freue mich, dass es es an Verkaufsständen und Blumenfeldern diesen Vertrauensvorschuss noch gibt. Es ist schofelig , wenn Egoisten mit gestörtem Verhältnis zu fremdem Eigentum diesen  missbrauchen, indem sie  für ehrliche Arbeit zu wenig oder gar nichts zahlen.  In diesem Sinne wünsche ich allen einen erlebnisreichen ehrlichen  Einkauf und viel Freude an den bezahlten Blumen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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