Die ökologische Bedeutung von Ameisen
Bodyguards und Schutzgelder

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1 000 000 000 000 000 !! In Worten : 1 Billiarde Ameisen gibt es schätzungsweise auf der Welt. Ihre Biomasse übetrifft sogar die der Menschen auf dieser Erde.
Wenn zum Beispiel in unserem Garten einmal ein Stiefmütterchen in einer Pflasterritze wächst, dann waren es 100pro die Ameisen, die den Samen dahin verschleppt haben. Ansonsten nehmen wir sie kaum zur Kenntnis. Höchstens dann, wenn sie den Weg ins Haus und an die süßen Lebensmittelvorräte gefunden haben. Dann ist Panik angesagt. Dann kommen alle Hausmittel von Backpulver bis Essig zum Einsatz, um sie zu vertreiben. Und wenn gar nichts hilft, dann wird als Ultima Ratio die chemische Keule ausgepackt.
Welch wichtige ölkologische Rolle Ameisen dagegen  in der Natur spielen, ist mir ausgerechnet auf einer Orchideenwiese klar geworden. Das Knabenkraut bildet mit den Ameisen, wie viele andere Pflanzen und Tiere , eine Symbiose, also eine Lebensgemeinschaft, aus der beide Arten ihren Nutzen ziehen.

Das Knabenkraut lockt die Ameisen mit  seinem Nektar an. Manche Orchideen bilden sogar  speziell auf die Ameisen zugeschnittene Blütenstände aus und produzieren  Nektar auch  außerhalb der Blüten (extraflorale Nektarien). Die hohlen Blütenstiele und Knollen dienen den Ameisen teilweise  als Lebensraum.
Im Gegenzug  beschützen die Ameisen die Orchideen mit ihren scharfen Mundwerkzeugen und ihrer Ameisensäure vor Fressfeinden, wie z.B. Raupen, Schnecken und unerwünschten Insekten. Außerdem helfen die Ameisen den Orchideen bei der Verbreitung des Pollens, den sie zwischen den Blüten transportieren.
So gesehen ist der süße Nektar nur das "Schutzgeld" für die Bodyguarddienste der Ameisen.
Mit dieser Art der Bezahlung stehen die Orchideen nicht alleine. Etwa 4000 Pflanzenarten bilden außerhalb des Blütenstandes  spezielle Drüsen, die Süßes produzieren, um die  Ameisen so für ihre "Polizistendienste" zu bezahlen. Und ca. 20 000 Arten lassen weltweit  ihren Samen durch die Ameisen verbreiten. Oft bilden sie, wie unser Stiefmütterchen, am Samen spezielle Fettkörper, die die Ameisen veranlassen,  den Samen zum Nest zu transportieren und so zu verbreiten.
Nicht nur Pflanzen nehmen den "Polizistendienst" der Ameisen gegen Bezahlung in Anspruch.  Blattläuse etwa bieten den Ameisen ihre süßen Ausscheidungsprodukte als Nahrung an. Von diesem Honigtau sammelt ein großes Ameisenvolk ca. 200 Liter pro Jahr.  Den  Blattläusen wird dafür ihr Hauptfeind, der Marienkäfer und dessen Larven, vom Leib gehalten.
Damit ist die ökologische Rolle der Ameisen aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Sie  lockern den Boden mit ihren Gangsystemen auf, halten den Wald  und andere Ökosysteme sauber, indem sie z.B. Tierkadaver fressen und Pflanzenmaterial verbauen u.v.m.

Ohne Ameisen würde  vielen  Landökosystemen der Kollaps drohen.
Klar,
im Haus haben sie weiterhin nichts zu suchen.  Aber außerhalb haben wir allen Grund, uns zu freuen, wenn wir Ameisen sehen. Schließlich retten sie uns jeden Tag die Welt und machen sie schöner, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Die Orchideenwiese mit dem Gefleckten Knabenkraut würde es ohne die Ameisen jedenfalls nicht geben.

p.s.:  Natürlich gibt es nicht die Ameisen. Es existieren ca. 9500 verschiedene Ameisenarten, die alle, mehr oder weniger spezialisiert, täglich ihre wichtigen ökologischen Aufgaben verrichten.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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