Pollen: energiereich und heilsam
Bienen haben gerne die Hose voll :-))
Viele Allergiker*inn haben vom Pollen buchstäblich die Nase voll, wenn sie zum Beispiel unter Heuschnupfen leiden, der die Lebensqualität erheblich einschränken kann.
Aber Blütenpollen gelten auf der anderen Seite auch als alternatives Heilmittel. Sie sind nicht nur eine wertvolle Quelle für Vitamine und Nähr- bzw. Mineralstoffe, sie liefern auch Energie und enthalten sekundäre Pflanzenstoffe sowie (Co)Enzyme. Außerdem nimmt man mit ihnen essentielle Aminosäuren auf, so dass den von den Bienen verarbeiteten Pollen antioxidative, entzündungshemmende und immunverstärkende Wirkungen zugeschrieben werden.
In erster Linie benötigen aber die Bienen selbst die Pollen als unabdingbare Nahrung für ihre Brut.Deshalb wirkt es sich katastrophal aus, wenn die Bienen im Frühjahr wegen der schlechten Witterung nicht ausfliegen können oder in ihrer Umgebung keine Frühjahrsblüher (z.B. Salweiden) vorfinden. Den Imker*innen bleibt dann nichts anderes, als den Bienen Pollenersatznahrung anzubieten. Ähnlich ist es im Spätsommer oder Herbst, wenn die Sammlerinnen kaum noch eine Bienenweide finden. Deshalb freue ich mich über die Herbst- bzw. Japananemonen im Garten, die den Bienen zwar keinen Nektar, dafür aber reichlich Pollen bieten, so dass sie mit vollen Körbchen bzw. Hosen zurück zu ihrem Stock fliegen können. In diesen Tagen ist deshalb reichlich Betrieb an den Anemonen. Die Pollenspender stehen bei mir neben den Rosen. Da Anemonen kaum duften, ist es wichtig, dass die Bienen durch den Rosenduft zusätzlich angelockt werden. Und an jeder fliegenden Anemonenbesucherin kann man die vollen Höschen an den Hinterbeinen beobachten.
Pollen, der auf dem Kopf- und Brustabschnitt der Bienen landet, wird von den Vorder- und Mittelbeinen zu den mit Haarbürsten besetzten Innenbeinen des letzten Beinpaares tranportiert. Auf der Außenseite der Hinterbeine befindet sich ein polierter Hohlraum, der von einem Haarkranz begrenzt wird. Ein einzelnes Haar fungiert als Stift, der den verdichteten und mit Nektar angereicherten Pollen festhält. Unglaubliche 200 000 Pollenkörner enthält ein Gramm Bienenpollen. 30-60 Kilogramm Pollen sammelt ein Bienvolk pro Jahr.
Zum Glück bleibt noch genug Pollen übrig, so dass die männlichen Keimzellen der Pflanzen von den Bienen zwecks Bestäubung auf die Fruchtknoten anderer Blüten übertragen werden können.
Um einen Teil des Pollens abzubekommen, bringen manche Imker*innen Pollenfallen am Stockeingang an. Die Bienen müssen sich dabei durch zwei Drahtgitterchen mit einer Maschenweite von 5 mm zwängen, wobei sie ca. 50 % ihrer Höschen verlieren.Geht den Bienen allerdings zu viel Pollen verloren, geht das auf Kosten des Honigertrages, da sie erneut fürs Pollensammeln ausfliegen müssen.
Ein geringer Teil des Pollens wird von den Sammlerinnen selbst gefressen, da er Bestandteile enthält, die sie durch den Nektar nicht erhalten. Der Großteil wird jedoch an die Larven verfüttert und der Rest wird mit enzymhaltigen Drüsensekreten vermischt und in Waben gepresst , die anschlißend versiegelt werden. Nach einem Gärungsprozesse entsteht so das "Bienenbrot", das ebenfalls vom den Imker*innen geerntet werden kann.
Wer also in diesen Tagen noch Bienen mit Pollenhöschen sieht,sollte sich darüber freuen, denn ohne die vollen Hosen gäbe keine neue Bienen, keinen Honig und keinen gesunden Pollen. Und natürlich auch keine neue bunten Pflanzen im nächsten Jahr.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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