Waldkindergärten
Basteln, buddeln und Buden bauen
Ältere werden sich gerne daran erinnern, dass das Erklettern eines Hügels oder eines Baumes in ihrer Kindheit zu den täglichen Herausforderungen gehörte, ebenso wie das Bauen von Buden und das aufgeschrammte Knie, mit dem man abends nach Hause kam. Die Zeiten haben sich geändert. In den Städten gibt es inzwischen viel stärkeren Verkehr, mehr Beton und weniger Grünflächen und Brachen. Das ist heute die Realität für 3 von 4 Kindern. Selbst bei kleineren Kindern findet die Umwelt zunehmend digital statt. Deshalb fordert die Umweltpsychologin Nicole Bauer: "Jedes Kind hat das Recht, von einem Baum zu fallen."
Dabei haben die Kindertages- und Kinderpflegestätten, die derzeit überall gegründet werden, so wohlklingende Namen wie Bärenhöhle, Kleine Eule, Schneeglöckchen, Spatzennest, Bunte Blume oder ähnlich. Sind diese Naturbegriffe eine Form von Greenwashing?? Man kann zwar beobachten, dass die Kinder in diesen Einrichtungen morgens regelmäßig gebracht werden, danach sind sie in den Parks und Wäldern der Umgebung aber eher selten anzutreffen.
Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass auch bei den privaten und städtischen Kitas engagiert und erfolgreich gearbeitet wird, doch viele Vorteile von Waldkindergärten sind längst nachgewiesen.
- Bei Tests zur Kreativität und Beweglichkeit schnitten Kinder aus Waldkindergärten signifikant besser ab.
- Es ist unbestritten, dass man bei Aufenthalten im Freien deutlich weniger Krankheitserregern ausgesetzt ist als in beheizten Innenräumen. Kinder in Regelkindergärten sind 3X so oft krank wie die , die Waldkindergärten besuchen, weil deren Immunsystem durch den häufigen Aufenthalt im Freien robuster ist.
- Im Wald konsumieren die Kleinen nicht, sondern werden selbst kreativ. (Spielzeuge zerbrechen- Erlebnisse bleiben)
- Zudem wächst das Selbstbewusstsein der Kleinen, wenn sie draußen ihre persönlichen Grenzen austesten und Erfolgserlebnisse haben.
- Sie lernen mit allen Sinnen.
- Die Natur stellt den "Zwergen" unzählige Materialien zum Spielen, Basteln und Experimentieren zur Verfügung.
- Sie erfassen dabei schon in der Kindheit einfache ökologische Zusammenhänge, weil sie einen selbst erfahrenen und selbstverständlichen Bezug zur Natur entwickeln.
- Sie können ihren Bewegungsdrang ausleben und werden für andere Lebewesen sensibilisiert, mit denen sie jeden Tag etwas Neues erleben.
Einige dieser Argumente sind inhaltlich vom Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten übernommen und wurden durch meine eigenen Beobachtungen im Frühjahr 2023 bestätigt, als ich die Aufnahmen zu diesem Beitrag (natürlich ohne Kinder) machte.
Damals konnte ich den Imker sprechen, der nur 50 Meter vom Bauwagen des Waldkindergartens seine Bienenstöcke aufgestellt hat, zu denen die Kinder ein angstfreies, wenn auch respektvolles, Verhältnis haben. Eltern dieses hier gezeigten Waldkindergartens haben mit ihren Sprösslingen in der Nähe 500 Eichen gepflanzt. Welch eine Erfahrung für die Kleinen, wenn sie ihre Bäumchen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wachsen sehen.
Es ließen sich bestimmt auch Gegenargumente zu Waldkindergärten finden. Umsicht, Rücksichtnahme und manuelle Fertigkeiten kann man sicher auch in städtischen Einrichtungen lernen.
Jedes Kind hat das Recht, von einem Baum zu fallen.
Die Natur als pädagogische Kraft sollte von viel mehr Kitas eingestellt werden. Es gibt sie kostenlos. :-))
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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