Saatkrähenkolonien
136 000 Ärgernisse

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So viele Treffer erhält man, wenn man bei GOOGLE die beiden Stichwörter 'Saatkrähe' jund 'Ärgernis' eingibt.  Sogar 154 0000 Suchergebnisse führen zu Artikeln über 'Schäden', die `Saatkrähen` angeblich anrichten. 126 000Treffer  haben Berichte  von ´Saatkrähe` und `Vergrämung` zum Thema und erzählen von den  meist  vergeblichen Versuchen und  Methoden, mit denen man die schwarzen Gesellen vertreiben wollte. Und rund 160 000 Treffer  machen bei der Kombination `Saatkrähe` und `geschützt` darauf aufmerksam, dass die Vögel, unabhängig von ihrer aktuellen Gefährdung, nach europäischem Recht besonders geschützt sind.
Wenn man bedenkt, dass es "nur" rund 100 000 Saatkrähenpaare in Deutschland gibt, sorgt dieser Vogel für reichlich Emotionen, manchmal sogar Hysterie.

Erst unlängst forderte der Bauern- und Winzerverband, die Saatkrähen zum Abschuss freizugeben.  Das Rheinland-Pfälzische Umweltministerium erteilte dieser Forderung jedoch eine Absage. Aus der Sicht der Landwirte sind die Klagen zunächst  verständlich. Die Vögel bedienen sich im Umkreis von 4-6 km um ihre Brutkolonien an  der Aussaat von Mais, Zuckerrüben, Feldgemüse, Getreide und Erdbeerpflanzen.  In der Nähe von Mainz und Bingen wurde ein Großteil der Süßkirschenernte von ihnen "konfisziert". Meist erhalten die Landwirte keine Entschädigung für ihre Ausfälle, die im Extremfall  bis zu 30 000 Euro betragen . Ihr Frust scheint von daher verständlich.
Viele Saatkrähenkolonien gibt es auch in  menschlichen Siedlungen. Alleine akkustisch kann dies in der Nähe von Schulen, Kitas und Krankenhäusern zu schwer tolerierbaren Beeinträchtigungen führen. Ich selber musste einmal erleben, welchen Lärm eine Krähenkolonie im Kurpark von Bad Krotzingen erzeugt. Ruhe und Erholung zum Zwecke der Genesung gehen anders.
Dazu kommt der Kot, den hunderte Saatkrähen auf Autos, Fahrrädern, Gehsteigen, Spielplätzen, Parkbänken u.a. hinterlassen.
Wie bereits erwähnt,  ist das Netz voll von ähnlichen oder noch skurrileren  Ärgernissen, die Krähen bei Zeitgenossen erzeugen, von (Schein)angriffen auf Menschen bis zur Zerstörung von Bahnhofsscheiben  durch herabgeworfene Schrauben.
Leider gibt es kein Patentrezept, wie man dem begegnen könnte.
Vergrämungsaktionen verlaufen bei den klugen Vögeln meist erfolglos und selbst die Aufhebung des Jagdverbotes würde die Kolonien höchstens aufsplitten und damit das Problem vervielfältigen.  Die Verjagung der Krähen erfolgt meist nach dem Sankt Florians Prinzip: "Heiliger Sankt Florian, schütz mein Haus, zünd´andre an!"
Alleine 12 Saatkrähenkolonien gibt es auf dem Gebiet der Stadt Worms. Zwei davon liegen direkt an der Autobahn 61, an der Raststätte Wonnegau und einem Parkplatz mit dem romantschen Namen "Bergkloster" . Jeweils über 100 Nester haben die Saatkrähen dort seit 2012 auf den Bäumen erbaut, die die Fahrbahn der Autobahn vom Parkraum trennen. Die Nester werden  von ihnen  jährlich ausgebessert und neu genutzt. 
Ende März trugen die Vögel Nistmaterial ein. Da sie sich dieses auch gegenseitig stehlen und meist ein Vogel jedes Brutpaares als Wache am Nest bleibt, entsteht ein ohrenbetäubender Lärm beim Streit um die Zweige.
Dieser Lärm erklärt wahrscheinlich auch, warum wir am "Bergkloster"  mit unserem PKW  alleine rasteten. Ich wollte natürlich die Krähen fotografieren. Doch außer dem Hund konnte ich keinen überreden, mit mir auszusteigen. Zu tief saß wahrscheinlich die Erinnerung an Hitchcocks "Vögel". :-))
Aber was können die Saatkrähen dafür, dass sie so klug sind und gelernt haben, die Kulturlandschaft der Menschen für ihre Zwecke zu nutzen??

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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