Wo kauft der Apotheker ein?
Der West Anzeiger erkundete zusammen mit dem Ferienspatz das NOWEDA-Lager in Altendorf
Die Tiefen der großen Schubladenschränke beim Apotheker sind unergründlich. Etliche Pasten- und Pillenpackungen warten darin auf ihre Käufer. Doch jeder Vorrat ist einmal aufgebraucht und auch spezielle oder selten benötigte Medikamente sind nicht immer im Regelsortiment vorhanden. Dann greift der Apotheker zum Telefon und ordert neue Arzneien. Doch wo kommen die alle her?
Die Hauptverwaltung der NOWEDA liegt in Essen, mitten in Altendorf. Durch das Lager der Nordwestdeutschen Apothekergenossenschaft in der Heinrich-Strunck-Straße sausen jeden Tag über 100.000 Artikel in Wannen auf kilometerlangen Fließbändern. Mitten darin: eine Gruppe neun- bis dreizehnjähriger Kinder vom Ferienspatz, die auf einer Entdeckungstour das Medikamentenlager näher kennenlernen wollen.
Die vom Apotheker erteilten Aufträge werden elektronisch mit den überall präsenten blauen Wannen verbunden. Ab dann weiß die schlaue Wanne genau, welchen Weg sie einschlagen muss. Meist rollt sie zu einer der zwei großen Maschinen, die die verlangten Medikamente an die Wanne weitergibt – in Sekundenschnelle und ohne direkte menschliche Hilfe. Wie ein meterlanges, vollautomatisches Regal kann man sich das vorstellen, das die korrekte Menge an Arzneien auf das Fließband unter ihr fallen lässt. Nachgefüllt werden muss die Maschine jedoch von Hand, denn Greifarme, um sich selbst zu versorgen, hat die gewinnbringende Elektronik noch nicht. "Diese beiden Maschinen hier", sagt Astrid Küpper, eine der durch den Betrieb führenden Mitarbeiterinnen, schließlich, "erzielen 50 Prozent unseres Umsatzes hier." Aber nicht für alles ist die Super-Maschinerie zu gebrauchen. Werden mehr als neun Exemplare des selben Medikaments oder ein besonderes Produkt benötigt, kommen die Mitarbeiter ins Spiel. Die Wanne mit Extrawünschen fährt zielsicher durch die Tiefen der Lagerhalle und kommt an den Stationen zum Stehen, wo die gewünschten Bestellungen von Menschenhand eingeladen werden.
Zwei Maschinen erzielen 50 Prozent des Umsatzes
Auch die Ferienspatz-Wanne hat besondere Aufträge in ihrem Code stehen. Jedes teilnehmende Kind folgt einem goldenen Gefährt, das an Teeabteilung und Kühlschränken vorbeirollt und mit Dingen wie Bonbons, Zahnpflegesets und Wärmkissen in Kuscheltierform befüllt werden will. Mit einem Kommissioniergerät, das wie eine Mischung aus Handy und Blutdruckmessgerät aussieht, werden die Daten der einzelnen Produkte mit einem Laser erfasst, so dass jeder Schritt in der Wanne dokumentiert ist.
Sind die Wannen ausreichend gefüllt, fahren sie dem Ende ihrer Lagerreise entgegen: Im Akkord drücken Lagerarbeiter Deckel auf die Wannen. Schließlich geht's nach draußen. Vom Outdoor-Fließband werden die Wannen in Lieferwagen gehoben. Auch die goldene Ferienspatzwanne von Gerrit kommt draußen zum Stehen. Doch bevor ein schneller Außendienstmitarbeiter die Wanne in seinen Wagen verfrachtet, nimmt der Elfjährige sie lieber auf den Arm. Den Inhalt dürfen alle Kinder nämlich mit nach Hause nehmen.
Autor:Julia Hubernagel aus Essen-Süd |
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