Lieblingsorte
Stadthafen und Rhein-Herne-Kanal im Wandel
Schon auf uns Kinder übte der an den Stadthafen grenzende Rhein-Herne-Kanal eine ungeheure Anziehungskraft aus. Er war Anfang der 70er Jahre in den Sommermonaten einer unserer Abenteuerspielplätze. Wahrscheinlich war es der Reiz des Verbotenen, der uns immer wieder dort hinzog. Aber wir nutzten ihn nicht nur als kostenlose Alternative zum Freibad.
Wie unverantwortlich und leichtsinnig wir uns damals verhalten haben, wird mir erst heute klar, wenn ich mich erinnere, wie wir die größeren und mutigeren Jugendlichen bewundert haben, die von der Kanalbrücke ins Wasser sprangen oder die Kohle- und Erzkähne erkletterten, um sich von ihnen bis nach Oberhausen schippern zu lassen. Nicht auszudenken, was dabei alles hätte passieren können.
Das geschäftige Treiben im Hafenbereich und dessen Infrastruktur interessierte uns damals natürlich nicht. Im Abstand von 50 Jahren ist mir aber sofort aufgefallen, dass aus der einen Kanalbrücke drei geworden sind, weil der Hafen heute als modernes Güterverkehrszentrum an das Straßen- (A2,A42 und B224) und Schienennetz angebunden sein muss, damit über eine Million Tonnen Schiffsfracht jährlich umgeschlagen werden können. Trotzdem sind die Stadtwerke Essen, die das Hafengebiet seit 1987 verwalten,an einer weiteren Modernisierung interessiert und haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Darin eingeschlossen ist auch das Umfeld des Hafens am Kanal, das als Freizeit- und Naherholungsbereich erschlossen werden soll.
Der Hafen wurde bereits 1934 in Betrieb gebnommen. Altersspuren sind unübersehbar. Aber genau diese Patina ist es, die den Hobbyfotografen in mir reizt. War ich morgens mit Hund und Handy unterwegs, weil mich das schillernde Gegenlicht auf der Wasseroberfläche so ansprach, kehrte ich am späten Nachmittag ohne Hund und mit Spiegelreflexkamera noch einmal an den früheren Abenteuerspielplatz zurück. Passend zur etwas wehmütgen Erinnerung an die Kindheit tauchten die letzten Sonnenstrahlen des Tages den Ort in ein rötliches, warmes und weiches Licht.
Auch wenn sich die Sichtweise mit der Zeit total verändert hat, ist die Anziehungskraft des Ortes unverändert geblieben.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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