Der Kaffeegarten im Grugapark
Bitterer Beigeschmack
Ein Morgen ohne den Duft frisch aufgebrühten Kaffees oder ohne eine (oder mehrere) Tassen des beliebten Muntermachers ? Für die meisten Zeitgenossen undenkbar! 150 Liter des schwarzen Getränks konsumieren Deutsche durchschnittlich pro Jahr. Kaffee ist nach dem Erdöl weltweit der zweitwichtigste Exportstoff mit einem globalen Umsatzwert von 174 Milliarden Dollar. Und wo Geld umgesetzt wird, gibt es meist auch Spekulationen sowie Gewinner und Verlierer.
Letztere wohnen meist in den 70 tropischen Staaten, die für uns den schwarzen Muntermacher anbauen. Bei diesen verbleiben meist nur 7% des späteren Verkaufserlöses. Kinderarbeit und Landgrabbing sind die dunklen Seiten des Geschäfts mit der Bohne , die auch dadurch entstehen, dass wir beim Kauf des Kaffees meist auf den Preis schauen und die sozialen Herstellungsbedingungen verdrängen.
In Kenia werden die meisten Arbeiten (60%) auf den Kaffeeplantagen durch Kinder geleistet, die machmal gerade erst 8 Jahre alt sind. Verletzungen durch Werkzeuge, Vergiftungen durch Pestizide und Schädigungen des Bewegungsapparates, weil sie Kaffeesäcke schleppen müssen, die oft schwerer sind als sie selbst, sind nur einige der Schäden, die die Kinder nehmen. Am Schlimmsten aber ist, dass ihnen die Zukunft gestohlen wird, weil sie durch ihre Arbeit vom Schulbesuch ausgeschlossen werden. Ein Teufelskreis. Denn durch die fehlende Ausbildung sind sie dazu verurteilt, lebenslang auf den Plantagen zu arbeiten. Kooperativen und Faitrade-Handel versuchen diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Doch zur Zeit werden nur 10% des Kaffees fair gehandelt.
Dessen sollte man sich beim nächsten Einkauf bewusst sein und wie beim Fleisch lieber weniger und dafür bewusster konsumieren.
Leider findet die Schädigung durch unbedarften Kaffeekonsum auch bei uns eine Fortsetzung. 3,5 Milliarden Kaffeekapseln (z.T. immer noch aus Aluminium) verursachen über 5000 Tonnen Verpackungsmüll. Und durch die so beliebte "Coffee To Go"- Mentalität werden 106 000 Tonnen Becher achtlos entsorgt, für die jährlich 10 Millionen Bäume gefällt und 6 Milliarden Liter Wasser vergeudet werden müssen.
Der Kaffeemarkt ist hart umkämpft. 5 Röstmultis beherrschen 60% des Marktes,. Wegen Kartellabsprachen wurden Kaffeehersteller zwischen 2009 und 2011 zu 200 Millionen Euro Strafe verurteilt. Angesichts der Umsätze dürften sie das aus der Portokasse bezahlt haben.
Meine Recherchen wurden angestoßen durch den KaffeeGartenRuhr im Grugapark.
Fünf Infosäulen informieren dort über "Botanik, Anbau und Weiterverarbeitung , über die Arbeitsweltder Produzent*innen sowie über den Welthandel und Fair Trade."
Der Kaffegarten ist nur einer von 24 Mustergärten , die man in der Gruga besuchen kann.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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