Hochwasser: Tragisch, aber nicht überraschend
Am Mülheimer Kahlenbergwehr

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Mein Weihnachtsspaziergang in den Saarner Ruhrauen fiel dieses Jahr buchstäblich ins Wasser.
Schon von der Brücke an der Kölner Straße kann man sehen, dass die Auen zur Zeit eine einzige riesige Seenplatte bilden. Seit dem 21. Dezember hat eine Unwetter-Serie die Flüsse in vielen Bundesländern und deren Anwohner fest im Griff und bestimmt die Nachrichten. Vollgelaufene Keller, aufgeweichte und überschwemmte Deiche, unterspülte Gleise und Streckensperrungen führen bei Feuerwehr, THW, und anderen Hilfsorganisationen zu Dauereinsätzen. Mein verlegter Weihnachtsspaziergang war da sicherlich das kleinste Problem.

Leider ist das Hochwasser an Rhein und Ruhr, an Weser, Ems , Lippe und andren Flüssen kein einmaliges Ausnahmephänomen. Viele der Anwohner werden sich an die Hochwasserkatastrophe von 2021 erinnert fühlen.
Solche Extremwetterereignisse werden uns in der Folge des Klimawandels in immer kürzeren Abständen heimsuchen. Mit steigenden Temperaturen verdunstet über den Meeren immer mehr Wasser. In der Atmosphäre befinden sich 10 Milliarden Kilogramm Wasserdampf. Und mit jedem Grad der Erwärmung kann die Luft 7% mehr Wasserdampf aufnehmen.  Und dieses Wasser regnet sich natürlich irgendwo in Strömen ab, um dann über die Flüsse wieder ins Meer transportiert zu werden. Überschwemmungen sind also "charakteristische Fingerabdrücke menschlicher Eingriffe, ein Protokoll unseres postindustriellen Daseins." (s.2, S.77) Der gleiche Klimawandel sorgt auch dafür, dass der Jetstream, ein Starkwindband in etwa 10 Kilometer Höhe, langsamer wird und ins Stocken gerät, so dass Wetterlagen über längere Zeiträume stabil sind. Es kann in der Folge in einer Region viel länger heiß sein oder viel länger regnen als früher.
Dabei gehört die Saarner Aue zu den Überschwemmungsgebieten, die einen wichtigen Beitrag  zum ökologischen Hochwasserschutz leisten . Leider ist diese  Aue jedoch eine Ausnahme.   Rund 80 Prozent der natürlichen Überflutungsflächen sind an den großen Flüssen in Deutschland  verlorengegangen. Hinzu kommen Bodenversiegelungen, Flussbegradigungen, die zur Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit führen,  und eine weitgehende  Ausräumung der Landschaft in der Nähe von Flussufern, was den oben beschriebenen klimabedingten Prozess noch verstärkt.
Ein weiteres Wasserproblem mit umgekehrtem Vorzeichen wird uns in einigen Monaten beschäftigen. Dann werden die gleichen Medien, die heute von den Hochwassereignissen berichten, wieder über Rekorddürren klagen. Dies sind jedoch zwei Seiten der gleichen Medaille.
"Eine wärmere Welt wird unter Dürre leiden, doch aufgrund der grausamen Logik des Wasserkreislaufs wird es auch Überschwemmungen geben." (s.2,S.78)
Wir werden uns diesen Gegebenheiten des Klimawandels anpassen und dem mit unseren Möglichkeiten entgegensteuern müssen. Das heißt: natürliche Überflutungsflächen zurückgewinnen, Wasserrückhalt der Landschaft verbessern, Feuchtgebiete wieder vernässen, die Versickerungsfähigkeit der Böden verbessern, naturnahe Wälder aufforsten und die Bebauung von Überflutungsgebieten stoppen.
Nur so lassen sich die enormen Versicherungskosten, die mit jedem Hochwasser einhergehen, in Grenzen halten.
Sobald das Hochwasser in der Saarner Aue abgezogen ist, werde ich schauen, ob Eisvogel, Nutria und Co. einen Weg gefunden haben, den Fluten zu entgehen und ihren Nahrungsbedarf trotz der widrigen Umstände zu decken.

Quellen:

1.) Michaela Koschak: Hitze, Flut und Tigermücke- (Fast) alles zum Klimawandel, Freiburg 2023
2.) Greta Thunberg (Hsgb.) : Das Klima Buch, Frankfurt a.M., 2022
3.) Liste der Hochwasserereignisse (Wikipedia)

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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