Zwischen Leber und Milz...

... passt immer noch ein Pils. Diese bekannte Trinkregel stammt unverkennbar von Kumpeln aus dem Pott. Nur hier konnten über Generationen von Bergleuten solche Erfahrungen gesammelt werden. Doch stimmt sie wirklich: Ist immer genug Platz für ein Pils zwischen den beiden Organen?

Zwischen Leber und Milz liegt der im Nüchternzustand schlanke Magen allerdings mit einem enormen Fassungsvermögen. Das brauchte er auch. Unter Tage herrschen immer noch die Temperaturen aus dem Carbon- daher unsere Steinkohle-, als Essen noch am Äquator lag! Literweise verloren die Kumpels Schweiß, der Durst war gewaltig. Wie die Flüssigkeitsdefizite am wirkungsvollsten wieder ausgleichen, na klar, mit einer Reihe von Bierchen, dem Volksgetränk Nr. 1. Seither eingeübte und beliebte Tradition –geht aber auch ganz gut ohne Maloche unter Tage.
Heute kommt man im Pott auch gut ins Schwitzen nämlich am Laptop in Konzernzentralen und Dienstleitungsbetrieben. Aber muss es immer ein Pils sein? Nun, der Gerstensaft kann eben mehr als nur den Durst löschen: Er ist nicht nur so alt wie der Stammtisch, sondern viel älter, so alt wie Stammvater Adam. Bier, das erste Rauschgetränk der Menschheit schafft überhaupt erst die kommunikative Atmosphäre, in der sich nicht nur die Kumpels nach der Moloche endlich das sagen können, was bei Krach und Staub nicht verstehen war. Und das ist im Pott immer schon ganz wichtig gewesen für das „Sich-Verstehen“ einer bunt gemischten Bevölkerung, heute auch „Integration“ genannt.

Und in der Tat, schon die Urmenschen brauchten das Urpils, um mit gelockerter Zunge gemeinsam Wichtiges zu planen: wo und mit welchen Speeren dem Mammut am besten aufzulauern sei. Erfahrungsaustausch war die Voraussetzung, um in der Steppe zu überleben und sesshaft zu werden. Am Anfang unserer Kultur stand also der Stammtisch, der Think-Tank der Jagd-Kumpanen. Das Bier als Starterlösung der fortschrittlichen Teamarbeit!

Der Alkohol ist eine dionysische Droge, die –wenn überdosiert– allerdings wie alles schnell zum Gift wird. Bier ist so niedrigprozentig, dass es selbst bei größeren Trinkmengen über weite Strecken durchaus eine effektive Kommunikation zu lässt. Im Kombipack mit dem höherprozentigem Kurzen oder Korn wird es verdammt gefährlich, besonders für die Leber. Die ist eigentlich ein sehr gutmütiges Organ, das brav für den Alkoholabbau sorgt. Allerdings stößt sie bei regelmäßigem Übergenuss irgendwann an ihre Auslastungsgrenze: Sie wächst, verfettet und verhärtet.
Auch die Milz gegenüber, eigentlich ein unspektakulärer Blutfilter schwillt an, wenn die Leber verhärtet. Kein Wunder, jetzt wird es eng zwischen beiden Organen.
Ob jetzt wirklich noch das eine Pils dazwischen passt, hängt im Wesentlichen von der Anzahl der vorher getrunkenen ab. Richtig ist: In dieser Situation kann bereits das eine Pils den Tank zum Überlaufen bringen –mit üblen Nebenwirkungen. Lassen Sie uns beim nächsten Stammtisch darüber reden...

Autor:

Dr. Helmut Förster aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

4 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.