Wer gewinnt: Frost oder Glaube? Zukunft des Höfekreuzes wankt

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Denkmäler sind Teil unseres Stadtbildes. Sie erinnern an die Geschichte und an die Zeit, die nicht vorübergeht ohne Erinnerungen, Löcher und Moos zu hinterlassen... Das Höfekreuz ist den Weg der Menschen über 200 Jahre mitgegangen, war Zeuge von Hochzeiten und Trauerfeiern, wankte bei dutzenden Bombenangriffen des zweiten Weltkrieges und hat den Wandel Frohn­hausens erlebt.


Eine Ansammlung von Gestein, Mörtel und Löchern kann viel bedeuten...

Ein kleiner Stadtteil mit nicht sonderlich auffälliger Erscheinung, aber einer herausragenden Hintergrundgeschichte ist der Essener Westen. In den letzten hundert Jahren wuchs Frohnhausen zu dem bevölkerungsstärksten Stadtteil Essens heran.
„Angefangen hat alles an drei kleinen Bachläufen mit ein paar Siedlungshäuschen nahe den Ufern“, steigt Heinz Joseph Kramer in seine Erzählungen rund um das Höfekreuz ein. Der Heimat Historiker hat sich ausgiebig mit der Geschichte Frohnhausens und seinen Bewohnern befasst.
Mit der Entwicklung von Tiefbau-Zechen und der benachbarten Kruppschen Stahlfabriken verlor Essen nach und nach sein ländliches Gesicht. „Der unscheinbare Stadtteil birgt noch einige Erinnerungen an die damalige Zeit der Veränderung“, weiß er.
Das Höfekreuz an der Raumerstraße vor der Nelli Neumann Schule in Frohnhausen ist ein solch bedeutendes Relikt aus Gründerzeiten und soll nun als Baudenkmal eingestuft werden, ist die derzeitige Ansicht sowohl der Gemeinde St. Elisabeth als auch des Amtes für Denkmalschutz. Wie der Name bereits zeigt, handelt es sich um ein Kreuz, welches als Hofkreuz aufgestellt wurde. Seit seiner Erbauung im Jahre 1790 musste es vier mal seinen Standort wechseln, vom Overrathof zum Pottgießerhof, dann in einen Luftschutzbunker, zurück ins Freie, wo dann die Gaststätte Eigene Scholle erbaut wurde und im Zuge dessen an seinen heutigen Standort.
Dank des Frohnhauser Heimat-Historikers ist der Weg des Höfekreuzes detailliert und ausführlich chronologisch dokumentiert.
„Der Zustand des Kreuzes ist miserabel“, ärgert sich Rolf Gärtner, der seit Jahrzehnten für die Gemeinde St. Elisabeth in Frohnhausen tätig ist. Die Restauration um 1981 wurde mit verschiedenen Materialien umgesetzt, so dass das Kreuz starke Risse und Löcher aufweist.
Die Gemeinde St. Elisabeth bemüht sich, diesen alten Zeitzeugen baldmöglichst erneut restauriert zu wissen. Warum wurde es nicht einfach weggerissen?
Als 1936 das Gelände des Pottgießerhofes, dem zweiten Standort des Kreuzes, von seinem Besitzer Hermann Becker an Krupp verkauft werden musste, stand dieser zu seiner Treue zum katholischen Glauben und forderte Krupp auf, das Kreuz bis auf alle Zeit zu erhalten, berichten historische Unterlagen. Es wurde vertraglich festgehalten, dass bei Bebauung des Geländes das Kreuz an anderer Stelle aufgestellt werden müsse.

„Das Kreuz war den Menschen so wichtig, dass immer ein Platz gefunden wurde, um es bei sich zu haben...“
Pastor Norbert Dziekan

Das Höfekreuz steht nun seit 1960 an seinem jetzigen Standort. Den Vertrag zum Erhalt hat die Stadt Essen bei Übernahme des Geländes 1957 von Krupp mit-erworben und muss für seinen Erhalt einstehen.
„Das Höfekreuz hat den Glauben in vielen Generationen repräsentiert und steht standhaft, trotz seines schlechten baulichen Zustandes“, betont Rolf Gärtner. „Dieses Sinnbild der Frömmigkeit und Treue zur Kirche bedeutet besonders der Gemeinde St. Elisabeth viel.“
Seit 1979 ist das Kreuz fester Bestandteil der Prozession am Palmsonntag vor Ostern.
„Nach der ersten Restauration und im Zuge der großen Gemeindemission von St. Elisabeth, wurde das Höfekreuz 1981 zum Missionskreuz ernannt, was seine Bedeutung noch erweitert hat“ , erklärt er.
Für die Gemeinde St. Elisabeth ist das Höfekreuz nicht allein „ein Zeitzeuge der bäuerlichen Vergangenheit“, sondern auch „ein Anker für die Gegenwart.“ Die Initiative zur Instandsetzung kam bereits vor einem Jahr aus der Gemeinde.
Die zuständige Immobilienwirtschaft gab einer Duis­burger Restaurationsfirma nun den mündlichen Auftrag, das Kreuz zu demontieren, um weitere Frostschäden zu vermeiden. Bis die Reparatur jedoch umgesetzt werden kann, muss eine Finanzierung stehen.

Ein Kreuz verbindet
Damals und Heute

„Da das Kreuz jedoch auf staatlichem Grund steht, ist die Stadt für die notwendige Finanzierung zuständig. Weil die Stadtkasse aber leer ist, wurde ein Handeln lange aufgeschoben“, begründet Gärtner den Wartezustand.
Nun schaltet sich die Gemeinde selbst ein und will die Restaurierung mit 50 Prozent Selbstbeteiligung durch Spendeneinnahmen antreiben. Noch steht das Kreuz an seinem Platz. „was sich hoffentlich schnell ändert, ehe der Frost es zusammenbrechen lässt“, hofft Rolf Gärtner. Der Abbau soll laut Aussage des zuständigen Unternehmens vor Frostbeginn passieren.

Autor:

Augustine Gueffroy aus Essen-West

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