Die Tiere an der Krippe

Warum Ochs und Esel dazu gehören

Vergeblich wird man in der Weihnachtsgeschichte, so wie der Evangelist Lukas sie erzählt, nach der Erwähnung von Ochs und Esel  suchen, obwohl beide doch seit Jahrhunderten für die Christen zur Geburt Jesus dazugehören. Keine Krippe ist ohne Ochs und Esel denkbar.

Als sie dort  (Anm.: in Betlehem ) waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Ein Engel verkündete den Hirten  die Geburt des Messias.
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

Kein Wort von Ochs und Esel.
Allerdings findet man in anderen Texten, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden, Hinweise auf diese beiden Tiere, die das Kind in der Krippe wärmten und verehrten.
Diese  sogenannten Apokryphen, die noch bis zur Reformation  großen Einfluss hatten,haben wahrscheinlich Bezug auf die Propheten des Alten Testaments  genommen und stellten  einen Zusammenhang zwischen den prophetischen Weissagungen aus dem Alten Testament und der Geburt Jesu her.

Schon bei Jesaja (700 v.Chr.)  steht nämlich, dass die beiden Tiere  den Herrn erkennen werden: "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn." Vermutlich hat Jesaja damit Gott gemeint, den das Volk Israel noch nicht erkennt. Seine Botschaft lautet: Der Messias muss noch kommen.
 Dass Ochs und Esel aber schon bei der Geburt dabei sind, hat aber auch Jesaja nicht geweissagt.

Die weihnachtliche Botschaft wäre demnach, dass Ochse und Esel die Ankunft des Herrn als Erste verstanden."Den Propheten und frühen Christen zufolge sind gerade sie es, die Gott als das Kind in der Krippe erkennen. Und wenn die beiden Tiere es schon erkennen, so die Botschaft, dann müssten es die Menschen doch auch tun. Damit gehört das Bild von Ochs und Esel an der Krippe zu Weihnachten wie "Oh du fröhliche" und "Stille Nacht"." (s.u.)

Zum Glück verschwinden schöne Sitten und Gebräuche nie ganz. Und wenn sie den Bedürfnissen und Empfindungen der Menschen entsprechen, setzen sie sich auch schon einmal gegen offizielle Bibelversionen durch. Die Weihnachtsgeschichte mit der Rolle von Ochse und Esel an der Krippe ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel.

Quelle:

1) Silvia Schroer: Die Tiere in der Bibel- eine kulturgeschichtliche Reise,  Freiburg 2010
2) Wie Ochs und Esel in die Krippe einzogen