Für ein Oratorium kehrt Dietrich W. Hilsdorf nach Essen zurück
Von Kain und Abel

Besondere Begegnung: Xavier Sabata als Gott und Bettina Ranch als Kain. | Foto: Matthias Jung
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  • Besondere Begegnung: Xavier Sabata als Gott und Bettina Ranch als Kain.
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Nach fast sieben Jahren ist Regisseur Dietrich W. Hilsdorf, der über viele Jahre das Aalto-Musiktheater mit seinen Inszenierungen geprägt hat, zurück nach Essen gekommen. Seine Aufgabe: Der erste Mord.

Dies hat nun nichts zu tun mit den Konflikten, die offenkundig hinter den Kulissen der Theater und Philharmonie Essen schwelen. Vielmehr ist das Oratorium von Alessandro Scarlatti "Kain und Abel" gemeint, welches in Essen in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln zur Aufführung kommt - und zwei Stunden zwanzig Minuten dauert, die ohne Pause gespielt werden.
Das Werk war dem erfahrenen Regisseur vorher gar nicht bekannt, wie er in der Einführungsmatinee zugab.
Doch heraus gekommen ist eine sehr sehenswerte Inszenierung, die mit begnadeten Solisten aufwarten kann.
Erstmals ist im Aalto-Theater ein Werk des italienischen Barockkomponisten zu erleben. Ebenfalls zum ersten Mal am Aalto-Theater zu Gast ist der argentinische Dirigent Rubén Dubrovsky, der als Spezialist für das barocke Opern- und Oratorienrepertoire gilt.
Musikalisch begeistern nicht nur die Essener Philharmoniker, sondern neben Aalto-Ensemblemitglied Bettina Ranch in der Rolle des Kain die beiden Countertenöre Xavier Sabata (Gott) und Philipp Mathmann (Abel).
Erstmals wurde "Kain und Abel", welches den Original-Titel "Cain, overo il primo omicidio" trägt, 1707 in Venedig uraufgeführt.
Es schildert in dramatischer Form den ersten Mord der Menschheitsgeschichte, der bei weitem nicht der letzte bleiben sollte.
Nach biblischer Überlieferung stammen alle Menschen von einem Mörder ab: Kain, dem ersten Menschen, der auf der Erde geboren wurde.
Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Abel wird er von seinen Eltern
Adam und Eva gottesfürchtig erzogen, aber als eines Tages Abels rituelle Opfergaben vorgezogen werden, brechen sich düstere Triebe Bahn: Kain tötet Abel und fordert damit den Zorn Gottes heraus.
Besonderheiten der ungewöhnlichen Aufführung sind auch das edle Bühnenbild von Dieter Richter und die aufwändigen Kostüme von Nicola Reichert. Zwar wird das Bühnenbild während des Abends nicht verändert, doch dafür ist es ausgesprochen stimmig. Die Bühne reicht bis in den Zuschauerraum hinein, die Philharmoniker sitzen erhöht und sind Teil des Geschehens. Bettina Ranch als Kain schreitet in einer Szene sogar mitten durch den Saal und entschwindet samt stolzem Getier.
Wer ungewöhnliche Aufführungen mag, wird begeistert sein. Auch wenn die eigentliche Handlung recht überschaubar und eigentlich in wenigen Sätzen erzählt ist, was gelegentlich zu leichten Längen führt. Doch darüber könnte man sich im besten Fall nur bei Alessandro Scarlatti und Antonio Ottobon, der für das Libretto verantwortlich zeichnet, persönlich beklagen. Was sich - zugegeben - etwas schwierig gestalten könnte...

Weitere Vorstellungen: 4., 8., 13., 20. März; 3. Mai 2020

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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