Abschied tut weh...
Und Tschüss!

Stadtspiegel Essen - Auszug am Wochenende....
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Tja, ich war gestern wieder in der Redaktion, Bert Brecht Straße. Nichts mehr ist wie vorher. Die Kollegen haben gepackt. In großen Kartons schlummern ihre Büros. Am Wochenende ist Auszug...Dann wird in den nächsten Monaten die Abrissbirne kommen - die komplette Riesenverlagszeile plattmachen...Viel habe ich in den Jahrzehnten bei den unterschiedlichsten Verlagen gelernt. Denn WAZ, NRZ, WELT, SPRINGER, Sachsenstraße, STADTSPIEGEL, Bert Brecht Straße, liegen dicht zusammen. Nur Etagen entfernt.
Meine Liebe zum Papier begann bei der NRZ. „Warum können Rundfunk und Fernsehen nicht die Tageszeitung ersetzen?“ fragte mich der Personalchef. Mein Vortrag hatte ihn wohl beeindruckt. Ich bekam den Vertrag.

Unvergessen sind die Studentenunruhen. Als Steine gegen das Verlagshaus flogen. Denn 1968 stand Axel Springer und sein Verlag im Mittelpunkt des Protestes. Die Demonstranten versuchten die Auslieferung der Bildzeitung zu verhindern...

Erinnerung an die Dunkelkammer! Darin ging stets schnell die schöne Fotografin Doris Kalinowski, um die geschossenen Aufnahmen für den Verlag fertig zu stellen. Die Setzerei war im Gebäude. Parterre. Bis zum frühen Morgen strahlte das Gebäude weithin sichtbar.
Und welche Persönlichkeiten lernte ich kennen. Dietrich Oppenberg, NRZ-Verleger, Otto Bartels, Verlagschef. Die kannten jeden – auch Lehrlinge mit Namen. Begrüßten sie mit Handschlag. Unvergessen ist für mich der Vollblutjournalist Jens Feddersen, NRZ-Chefredakteur. Nach seinem Tipp handelte ich fortan: „Initiative musst du ergreifen!“
Irgendwann wurde es dem Springer-Verlag zu eng. Wechsel nach Kettwig. Die Zeiten wurden hektischer. Wochenblätter erschienen. Kurz drauf eingestellt. Doch die Stadtspiegel-Geburt, ein Riesen-Baby mit den Stadtteil-Zeitungen,  netten Kollegen/-innen - trotzte allen Unkenrufen.
Doch ab Wochenende sind sie weg. ALLE. Auch die WAZ, NRZ...Auszug! Umzug!
Traurig bin ich. Ich kann die liebgewonnen Chefs, Mitarbeiter zwar mit meinem Fahrrad fortan weiter erreichen – aber irgendwie sind sie jetzt unerreichbar. Schwarzsehen will ich nicht – denn die neue "Heimat" ist das größte, prachtvollste Zeitungshaus Deutschlands: Funke Mediengruppe – daneben der Strahle-Turm mit blinkenden, frischesten, neuesten, fettesten, buntesten Lettern, News. Aber ob ich in der heutigen Zeit in den Turm reinkomme – wer weiß. Sicherheit, Kontrolle...Schade, die Zeit rast; sie hat sich so verändert. Aber neugierig bin ich immer noch. Ach, ich werde Eigeninitiative ergreifen...

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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