Pique Dame von Pjotr I. Tschaikowski war die erste Premiere in der neuen Spielzeit des Aalto Theaters
Starke Bilder zum Auftakt
Mit einem echten Opern-Klassiker ist das Aalto Theater in die neue Spielzeit gestartet: Pique Dame von Pjotr I. Tschaikowski.
Die Oper in russischer Sprache, die mit deutschen Übertiteln zur Aufführung gelangt, ist fast 130 Jahre alt: Am 19. Dezember 1890 wurde sie im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg zur Uraufführung gebracht und war die vorletzte Oper Tschaikowskis, drei Jahre vor seinem Tod.
Entstanden ist sie in Florenz, wohin er geflohen war, nachdem ihn seine Frau wegen seiner Homosexualität erpresst hatte.
Depressionen bestimmten seinen Alltag, dennoch gelang dem Künstler ein musikalisches Werk, das überzeugen kann und das von den Essener Philharmonikern unter der musikalischen Leitung von Tomáš Netopil meisterhaft gespielt wird.
Die Handlung ist tragisch und düster, was aber - zugegeben - bestens in den November passt.
Und darum geht's in der Oper, die in drei Akten zur Aufführung kommt und in Essen ohne Pause und mit zweistündiger Dauer gespielt wird:
Drei Akte und zwei Stunden
Der junge Offizier Hermann ist unglücklich verliebt, denn seine Angebetete Lisa ist bereits dem Fürsten Jeletzki versprochen. Lisa aber erwidert Hermanns Gefühle. Doch noch eine andere Verlockung beherrscht seine Sinne: das Geheimnis der drei Karten, mit denen man jedes Glücksspiel gewinnt. Während eines nächtlichen Besuchs bei seiner Geliebten versucht Hermann, ihrer Großmutter die Formel zu entlocken - jener mysteriösen alten Gräfin, die wegen ihrer Spielleidenschaft „Pique Dame“ genannt wurde. Die Gräfin erleidet jedoch einen plötzlichen Herzschlag. Im Traum erscheint sie Hermann noch einmal und verrät ihr Geheimnis, das für ihn zum Verhängnis wird...
Als Hermann ist mit Sergey Polyakov ein russischer Tenor zu erleben, der diese Partie bereits an großen Häusern wie dem Mariinski-Theater St. Petersburg, der Deutschen Oper am Rhein sowie erst zu Beginn dieses Jahres am Royal Opera House Covent Garden interpretiert hat.
Sergey Polyakov serviert musikalisch solide Kost, darstellerisch ist sein Auftritt allerdings wenig charismatisch.
Sehr gelungen hingegen die Szenen mit der niederländischen Aalto-Sopranistin Gabrielle Mouhlen, die ihr Rollendebüt als Lisa feiert, und des Aalto-Baritons Heiko Trinsinger in der Rolle des Grafen Tomski.
Schräge Einlagen der Gräfin
Ein wenig über der Spur und ganz im Stile eines Zombies agiert die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Helena Rasker, die die Titelrolle der Gräfin übernimmt. Immerhin: Unterhaltsam sind ihre ziemlich schrägen Einlagen.
Johannes Leiacker ist es gelungen, ein stimmiges und abwechslungsreiches Bühnenbild zu schaffen. Auch ohne großen Umbau - wegen fehlender Pause - kommt da keine Langeweile auf. Die fallenden Vorhänge sind ein interessantes Stilmittel, um Struktur und Glanz in die Inszenierung zu bringen.
Aufwändig sind auch die Kostüme von Gesine Völlm, mit denen sich die Darsteller teils im Wasser wälzen müssen. Auch dies ist ein interessantes Detail der Inszenierung.
Unterm Strich ist Pique Dame ein gelungener Auftakt für Opernfans, die sich (noch) nicht an vier- bis fünfstündigen Wagner-Opern versuchen möchten, aber Lust auf einen durchaus stimmigen Opernabend haben, der eine ganze Reihe musikalischer Höhepunkte garantiert.
Weitere Vorstellungen: 13., 16. November; 11. Dezember
Karten: 02 01) 81 22-200
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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