Neue CD von Rudolf Heimann
Spheric Music präsentiert „Die Unendlichkeit des Augenblicks“
„Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“, ein Auszug aus dem Roman „Siebenkäs“ des Dichters Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825) gilt als Meisterwerk der deutschen Literatur.
Erstmals erfolgt jetzt eine Vertonung des gesamten Textes auf einem Tonträger. Nach Angabe von Spheric Music gab es in der Vergangenheit bisher nur stark gekürzte - und somit teilweise sinnentstellte – Versionen.
Also alter Wein in neuen Schläuchen? Ja! Wobei dies tatsächlich positiv zu verstehen ist. Jean Pauls Wein ist zeitlos aktuell und verdient einen angemessenen Platz in unserer Medienlandschaft, heißt es in der Ankündigung.
Auf seiner aktuellen CD „Die Unendlichkeit des Augenblicks“ wagt Rudolf Heimann nun den Spagat zwischen historischer Texttreue und zeitgemäßer Musikstilistik. Als Textgrundlage verwendet er die von Norbert Miller herausgegebene Fassung, die 1987 im Carl Hanser Verlag veröffentlicht wurde. Die Musik deckt einen weiten Bereich zwischen Ambient und Cinematic Music ab.
Spheric Music, 1991 gegründet von Lambert Ringlage aus Frohnhausen, über die neue CD: Die über 30-minütige Produktion ist kein Hörspiel oder Hörbuch. Sprecher Roland Paroth rezitiert den Text emotional und packend. Geschickt baut er Spannungsbögen auf, setzt dramaturgische Akzente. Dabei ergänzt ihn Heimanns Musik kongenial mit breit gefächerten Klanglandschaften. Episch, düster, bedrohlich klingt es zuweilen aus dem Kopfhörer – um im nächsten Textteil dann wieder hoffnungsvoll und hell zu erschallen. Dieses beeindruckende Zusammenspiel von Sprachwelt und Klangkosmos transportiert Jean Pauls Werk unbeschadet ins 21. Jahrhundert.
Nicht nur durch seine ästhetische Sprachkultur, auch inhaltlich ist der Text von Bedeutung. Viele Atheisten sehen in der „Rede des toten Christus“ ihre Haltung treffend ausgedrückt, viele Christen sehen in dem Stück ebenfalls ihren Glauben und ihr Vertrauen auf Gott überzeugend dargestellt. Aber was will der Textdichter uns sagen? Ist ein Gott? Letztlich geben hier auch Heimann und Paroth durch die Werktreue und den behutsamen, künstlerischen Ansatz keinerlei Deutungsvorschlag oder subjektive Eigeninterpretation. So kann sich der Hörer bis zum Schluss nicht seinen eigenen Gedanken entziehen, muss sich seinen Fragen stellen und diese individuell beantworten.
Autor:Claudia Grosseloser aus Essen-West |
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