Segen unter blauem Himmel

Vorfreude auf die Wallfahrt: Die Bewohner des Katholischen Alten- und Pflegeheims St. Anna in Altendorf nahmen auch an der Aktion teil.
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Zehnte Seniorenwallfahrt ins Kloster Stiepel endet mit Rekordbeteiligung

Es schien fast so, als wolle der Strom der Wallfahrer nicht versiegen. Ab dem frühen Samstagmorgen erreichten die ersten Busse das Zisterzienser-Kloster Bochum Stiepel. Helfer schoben eine Schar von Menschen in Rollstühlen und Rollatoren den kleinen Hügel zum Pilgerplatz vor dem Freialtar hinauf, um dort unter freiem Himmel mit dem Weihbischof Ludger Schepers einen Gottesdienst zu feiern und den Segen zu empfangen.

Bereits zum zehnten Mal fand die größte Wallfahrt des Landes statt, bei der sich 1400 Pilger und 500 Helferinnen und Helfer gemeinsam auf den Weg machten. Die älteren, kranken und behinderten Damen und Herren kamen aus über 30 katholischen Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe im Ruhrbistum. Die Veranstaltung stand mit dem Motto „Selig den Barmherzigen“ ganz im Zeichen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit.
„Seit der Premiere im Jahr 2006 ist die Beteiligung von Jahr zu Jahr gewachsen“, erklärt der Organisator Rolf Groeger vom „Stiepeler Kreis“. „In diesem Jahr haben wir den Platz mit dem größten Zelt überdacht, das jemals im Kloster gestanden hat.“ Der Open-Air Gottesdienst am Freialtar des Klosters hat um 11.30 Uhr begonnen und die Pilgerinnen und Pilger konnten dabei das Sakrament der Krankensalbung empfangen. Das Bergbauorchester Essen sowie der Chor des Essener St. Ludgeri-Altenheimes gestalteten den Gottesdienst musikalisch.

Wallfahrer kamen aus dem ganzen Ruhrgebiet

Die an der Wallfahrt teilnehmenden Seniorinnen und Senioren kamen aus Duisburg, Hattingen, Gelsenkirchen, Ennepetal, Bochum, Schwelm und Wattenscheid. Aus Altendorf kamen die Bewohner des Katholischen Alten- und Pflegeheims St. Anna.
„Das ist ein richtig schöner Tag, der mir viel gegeben hat“, sagt Margret Leuker aus Altendorf, die erstmals an der Wallfahrt teilnahm und von der Messe, der Krankensalbung und der Gemeinschaft der Teilnehmenden begeistert war. Auch die 83-jährige Maria Kleiner aus Bochum konnte diesen Eindruck nur bestätigen: „Ich bin schon einige Male hier gewesen und freue mich jedes Mal wieder, hier Gottesdienst feiern zu können. Besonders schön ist, dass wir in diesem Jahr Glück mit dem Wetter haben, kein Vergleich zum Jahr davor, als es richtig gestürmt und geregnet hat.“
Den Festgottesdienst zelebrierte in diesem Jahr der Weihbischof Ludger Schepers. Auch er zeigte sich von der Atmosphäre in Stiepel begeistert und betonte nochmals, wie wertvoll und wichtig diese Wallfahrt für alle Teilnehmer ist. Seine Predigt leitete er mit persönlichen Erinnerungen an seine eigene Mutter ein und erinnerte sich an ihre Worte, dass älter werden, im Hinblick auf die schwindenden Kräfte und den Verlust von geliebten Menschen, nicht schön sei. Im Anschluss schlug der Weihbischof den Bogen zu Maria, der Mutter der Barmherzigen, die auch heute noch Menschen in Notsituationen nah sein wolle: Ähnlich wie bei der Hochzeit in Kanaan würde sie die Barmherzigkeit Jesu vermitteln und schenke helfende Hände in Form der Menschen, die für uns da sind. Danach spendete Schepers mit anderen anwesenden Priestern das Sakrament der Krankensalbung, was für die Wallfahrer ein willkommenes Zeichen der Stärkung war.

Alle Plätze waren restlos belegt

Ein bisschen Wehmut gab es am Ende des Gottesdienstes allerdings auch, denn Prälat Martin Patzek, der in den letzten zehn Jahren die „spirituelle Hintergrundarbeit“ für die Wallfahrt geleistet hat, gab diese Aufgabe aus Altersgründen nun ab. Er versprach jedoch, dass er im kommenden Jahr als einfacher Pilger nach Stiepel zurückkehren und sich in die Schar der Gläubigen einreihen wird.
Ein besonderer Dank ging ebenfalls noch an die knapp 500 Helferinnen und Helfer, ohne die die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre, da ältere und pflegebedürftige Menschen auf Unterstützung angewiesen sind – sei es beim Bus-Transfer oder beim Schieben des Rollstuhls beziehungsweise des Rollators zum Freialter.
„Es ist schon erstaunlich, wie sich das zarte Pflänzchen entwickelt hat“, blickt Meinolf Roth vom Stiepeler Kreis auf die Anfänge vor zehn Jahren zurück. „2007 waren es rund 600 Wallfahrer, die Zahl hat sich inzwischen mehr als verdoppelt.“
Optimistisch blicken die Veranstalter auch in die Zukunft: Das Zelt vor dem Freialtar war bis auf den letzten Platz gefüllt und auch die wenigen Flächen, die man für zusätzliche Stühle und Bänke nutzen konnte, waren restlos belegt. Einer solchen Aktion, die bundesweit Ihresgleichen sucht, kann man nur die Daumen drücken und hoffen, dass sie noch viele Jahre weiter bestehen bleibt.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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