Gesamtschule Bockmühle macht "Kulturelle Paten" fit
Raus aus der Schublade

Aktuell sind rund 20 "Kulturelle Paten" im Einsatz. (v.l.) Rana Ali-Ibrahin, Mariam Hosseini, Tanja Thiel (Schulsozialarbeiterin), Victoria Tarnovic
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Damit Sprache und Kultur kein Hindernis bleiben: Die ersten ausgebildeten „Kulturelle Paten“ sind an der Gesamtschule Bockmühle im Einsatz. Sie kümmern sich um neu zugewanderte Fünft- und Sechstklässler mit geringen Deutschkenntnissen und helfen ihnen beim Ankommen in Deutschland.

Die Gesamtschule Bockmühle ist deutschlandweit die zweite Schule, die das Konzept der „Kulturellen Paten“ (KuPa) in den Schulalltag integriert hat. Aktuell ist die KuPa-Ausbildung Bestandteil eines Wahlpflichtfachs für Neuntklässler. Die Schüler lernen unter anderem verschiedene Kulturen, den Umgang mit Vorurteilen und richtige Kommunikation kennen. Besonders Vorurteile machen ihnen zu schaffen. „Das Schubladendenken ist zwar wichtig für das Gehirn und schützt vor Überlastung“, weiß Schulsozialarbeiterin Tanja Thiel. Dabei dürfe es nicht bleiben: „Es ist auch wichtig, die Schubladen wieder öffnen zu können.“

Im gemeinsamen kreativen Austausch lernen die angehenden Paten den richtigen Umgang mit diesen Themen kennen und stärken ihr Gemeinschaftsgefühl in gemeinsamen Aktivitäten. Auch, wie das Leben in Deutschland funktioniert, gehört zur Ausbildung der KuPas. Davon profitiert die ganze Familie der Zugewanderten: „Einige wissen gar nicht, dass in Deutschland Schulpflicht herrscht“, berichtet Tanja Thiel. Am Ende des neunten Schuljahrs sind die Schüler als „Kultureller Paten“ qualifiziert und erhalten ein Zertifikat, welches das soziale Engagement bescheinigt.

Ganze Familien profitieren

Im zehnten Schuljahr geht es dann an die praktische Arbeit. Der erste „Paten-Jahrgang“ der Schule ist schon fertig ausgebildet und im Einsatz. „Unsere Zehntklässler sind sehr engagiert bei der Sache“, freut sich Tanja Thiel. Probleme mit dem Ankommen im Deutschland kennen viele aus eigener Erfahrung. Auch Patin Victoria Tarnovic erinnert noch genau an ihre eigenen Startschwierigkeiten, als sie mit ihrer Familie aus Rumänien zuwanderte. „Am Anfang war es sehr schwer für mich. Ich hätte gerne auch Hilfe gehabt“, erinnert sie sich. Die Möglichkeit, selbst Patin zu werden, hat sie sofort ergriffen.

Aktuell sind es rund 20 Paten, die sich in den Pausen abwechselnd um die Hilfesuchenden kümmern. Im „Sprechzimmer“ wird geredet, Probleme gelöst aber auch gemeinsam gespielt, gemalt und gelacht. Die Paten selbst kommen aus unterschiedlichen Nationen und können den kleinen Mitschülern mit ihrer Sprachenvielfalt helfen. Noch hält sich der Zulauf in Grenzen: „Es wäre schön, wenn noch mehr von selbst auf uns zukommen und Hilfe suchen würden“, findet Patin Rana Ali-Ibrahin. Noch müssen die KuPas aktiv auf die Fünft- und Sechstklässler zugehen und sie zur Teilnahme animieren. Auch Angebote für gemeinsame Aktivitäten – zum Beispiel Tanzen – sollen für mehr Bekanntheit sorgen.

KuPa-Projekt wird ausgeweitet

Für die Zukunft ist eine Ausweitung des KuPa-Projektes geplant. Die Zehntklässler sollen Paten für alle Fünftklässler werden und ihnen beim Start an der Schule helfen – ungeachtet des Zuwanderungs- und Migrationshintergrundes. „Wir wollen uns nicht nur an fremdsprachige Kinder richten, das ist zu einseitig“, so Tanja Thiel.

Informationen & Hintergründe zum Projekt:
http://kulturellepaten.de

Autor:

Claudia Kornicki aus Essen-Borbeck

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