Moving Colours: Tanz der Töne und Farben
Ben Van Cauwenbergh, Ballettintendant am Aalto-Theater, gibt zur Freude seines Publikums auch regelmäßig choreografischen Nachwuchstalenten in seiner Compagnie eine Chance, eigene Stücke zu präsentieren. Mit Moving Colours ging nun eine Uraufführung über die Bühne.
Die beiden Choreografen und Tänzer der Essener Compagnie Armen Hakobyan und Denis Untila brachten ihr erstes gemeinsames, abendfüllendes Ballett zur Aufführung. Darin setzen sie sich mit Farben und deren Einfluss auf den Menschen auseinander. "Wir betrachten Farben in unserem Ballett als Metaphern für Emotionen. Jede Emotion hat im wahrsten Sinne des Wortes eine eigene Farbe", erklärt Armen Hakobyan und ergänzt: "Wir erzählen Lebensentwürfe eines jeden heutigen Menschen. Wir betrachten die Gesellschaft, so wie sie war, wie sie ist und wie sie sein wird."
Denis Untila: "Es gibt auch einen roten Faden, dem man folgen kann, wünschen uns aber, dass das Publikum mit viel Fantasie und Offenheit in den Abend geht."
90 Minuten dauert das Ballett, das in den beiden Teilen "Wir sehen das, was wir sehen wollen" und "Finde Deine Farbe" aufgeführt wird, unterbrochen von einer kurzen Pause.
Tänzerische Höchstleistungen werden der Companie abverlangt, denn Dirk Haubrich, der für die Musik verantwortlich zeichnet, verzichtet auf eingängige Melodien, sondern arbeitet mit Klängen, Tönen, Fragmenten. Was auf die Dauer etwas anstrengend ist und einen echten Minuspunkt in dieser Aufführung darstellt. Auch wenn der Applaus des Publikums nach der leider nicht ausverkauften Premiere eine andere Sprache spricht.
Anspruchsvoll auch das Bühnenbild von Yoko Seyama, in dem im zweiten Teil mit zahlreichen Spiegeln gearbeitet wird. Eine originelle Idee, auch wenn's zum Teil etwas unruhig auf der Bühne wirkt.
Ansonsten kommen reichlich Elemente zum Einsatz, die derzeit regelmäßig in modernen Aufführungen zu entdecken sind. Da werden zum Auftakt vollflächige Video-Sequenzen gezeigt und die Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich in manchen Szenen eingewickelt in bunte Bänder. Sehenswertes Schattenspiel, das ein wenig an eine Shadow Land-Aufführung erinnert, sind ebenso integriert wie eine Szene, in denen die Tänzer eindrucksvoll zwischen Tüchern im Bühnenboden verschwinden. Zuletzt wurde dies im Musical Dirty Dancing gesehen und stellt eine zentrale Sequenz in der Ballett-Aufführung dar.
Es gibt also viel Interessantes zu entdecken, was den modernen Tanz im Jahr 2018 ausmacht. Eine echte Herausforderung für die Companie, die die Aufgabe meisterhaft erfüllt. Musikalisch sollte man Elektronische Musik und etwas anstrengende Klangteppiche mögen. Dann ist ein gelungener Ballett-Abend garantiert.
Weitere Aufführungen: 4., 19., 21. Mai, 6., 17., 28. Juni, 5., 7., 12. Juli
Infos: www.theater-essen.de
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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