Kunst und die Abrissbirne

Schwergewichtige Kunst: Die Spitzer-Spirale am Rande des Kennedyplatzes.
  • Schwergewichtige Kunst: Die Spitzer-Spirale am Rande des Kennedyplatzes.
  • hochgeladen von Frank Blum

Essen geht mit seinen Kunstwerken im öffentlichen Raum recht schlampig um. Und das ist noch freundlich ausgedrückt.
Rund 400 von ihnen zieren Straße und Plätze. Doch immer mehr davon werden Opfer von Vandalismus. Von Graffiti. Und was tut die Stadt? Nichts. Begründung: Finanznot.
Das ist, als ob ich mir einen blitzblanken Neuwagen vor die Tür stelle, für die regelmäßige Pflege aber nichts investieren möchte - oder kann.
Und so gammeln das Nashorn von Johannes Brus an der B 224 oder die Spitzer-Spirale am Rande des Kennedyplatzes vor sich hin.
Letztere ist sowieso umstritten und wahre Kunst-Banausen würden bei 20 Tonnen Stahl auf den örtlichen Schrott-Verwerter verweisen.
Zum Glück nimmt sich nun die Kulturstiftung Essen der Plastik an und kommt für die Reinigungs-Kosten - rund 34.000 Euro - auf. Ein Lichtblick.
Der Umzug des Kunstwerks, was rund 250.000 Euro kosten würde, wäre zwar nicht gerade billig, aber die „sauberere“ Lösung, die vielleicht vor erneuten Verschmutzungen schützen würde.
Nur: Der Künstler mag‘s nicht. Dummerweise hat man ihm ein Mitsprache-Recht mit Blick auf den Standort im Vertrag zugesichert.
Mal im Ernst: Würden Sie ein Bild kaufen, bei dem Ihnen der Künstler vorschreibt, dass Sie das - vielleicht von Ihnen in Zukunft doch als hässlich empfundene - Werk gefälligst übers Sofa zu hängen haben? Für immer?
Recht traurig stimmt dagegen das Schicksal des durchaus gelungenen Wasserspiels „Hügelbrunnen“ am Gildehof.
Direkt am Tor zur City gelegen und vielbeachtet, wächst nun Unkraut über die Kunst und der Brunnen liegt trocken, weil die Leitungen defekt sind. Jetzt wird überlegt, ob er einfach abgerissen werden soll.
Kunst-Banausen! Möchte man laut schreien.
Da gibt‘s - endlich - mal ein Kunstwerk, das sich wohltuend ins Stadtbild einfügt und originell zugleich ist - und schon soll die Abrissbirne her.
Zumal: Auch die Neu-Gestaltung des zentralen Platzes würde viel Geld kosten. Da ist es mit ein paar Grünpflanzen, die dann mangels Pflege dann doch wieder verwildern, nicht getan.
Der „Hügelbrunnen“ an dieser Stelle ist ziemlich genial. Das Leitungen, dies seit 1976 ihre Dienste tun, auch gelegentlich etwas Pflege benötigen, sollte auch die (Kultur-)Stadt erkennen.

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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