Kultur im Imbiss und Musik in der Werkstatt

Die Künstlerin Veronika Maruhn erklärte in aller Dramatik die Kulturgeschichte der Kaffeebohne. | Foto: Gohl
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  • Die Künstlerin Veronika Maruhn erklärte in aller Dramatik die Kulturgeschichte der Kaffeebohne.
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Ein Konzert in der Autowerkstatt, eine Lesung in der Frittenbude, ein Kaffee-Musical in der türkischen Bäckerei: Was sich etwas schräg anhört ist ein Kunstprojekt der Essener Konzeptkünstlerin Veronika Maruhn, das in Kooperation mit dem Kulturbüro wieder Kunst und Gewerbe in Altendorf vereint.
Die „Altendorf-Nacht live“ war eine Fortsetzung des Kunstprojekts „Jetzt sind wie hier“ und die beiden Akteure wollten zum wiederholten Mal ein kontrastreiches Zusammentreffen von künstlerischer und gewerblicher Arbeit die Energie sichtbar machen, die aus dem Miteinander vieler verschiedener Kulturen erwächst. Aufgrund des guten Anklangs bei den beteiligten Altendorfer Geschäftsleuten und den Besuchern wurde eine Fortsetzung angestrebt.
„Angefangen hat alles damit, dass ich mit der Mitgestaltung der Eröffnung des Ehrenzeller Marktes beauftragt wurde“, erklärt Veronika Maruhn. „Mir hat das Ambiente sehr gut gefallen und auch die Idee im Anschluss, den Geschäftsleuten, die so tatkräftig mitgeholfen haben, etwas zurückzugeben. Das Spannende am Stadtteil ist ja, dass es hier so viele Ethnien gibt und auch persönliche Lebensgeschichten, die nach außen getragen und erzählt werden müssen. Daraus hat sich im letzten Jahr dann das Kunstprojekt „Jetzt sind wir hier“ entwickelt.“
Dafür hat Maruhn dann die Geschäftsleute in Altendorf besucht, sich Filme und Fotos geben lassen und ein eigenständiges Projekt gemacht. Die Bespielung erfolgte dann in den einzelnen jeweiligen Geschäften, wie etwa im Waschsalon, in dem das Thema Migration aufgegriffen wurde: Ein Akteur hat dann aus den verschiedenen Wäschetrommeln unterschiedliche Kleidungsstücke geholt und symbolisch die Thematik veranschaulicht.
„In diesem Jahr hatten wir ein kleineres Budget und konnten dementsprechende nur drei Veranstaltungsorte auswählen“, so die Künstlerin weiter. „Denn ausfallen lassen wollten wir die Veranstaltung auf keinen Fall, da wir im letzten Jahr so guten Anklang gefunden haben. Und es hat sich auch in diesem Jahr wieder mehr als gelohnt, denn es sind nicht nur Leute aus Altendorf, sondern auch aus anderen Stadtteilen und sogar aus anderen Städten gekommen.“
Durchgeführt wurde das Programm an drei unterschiedlichen Orten. Zum einen in der Bäckerei Ak Basak in der Altendorfer Straße 339, wo sich die Besucher die Geschichte der Kaffeebohne erzählen lassen konnten. „Kaffeejunkie“ lautete das Motto und wurde auch authentisch umgesetzt. Bei türkischem Gebäck und türkischem Tee und Kaffee brachte Maruhn den Gästen die Kulturgeschichte des Kaffees nahe. „Ich bin selbst ein Kaffeejunkie und daher hat mich die Thematik auch persönlich interessiert“, so die Erzählerin. Ursprünglich kommt dieser aus Äthiopien und findet zum ersten Mal im 9. Jahrhundert Erwähnung. Dann gelangte dieser nach Syrien, von dort dann nach Istanbul und schließlich nach Europa. Lange Zeit war er jedoch kein gern gesehener Gast, Friedrich der Große ließ ihn sogar verbieten. Auch der Papst sollte dies tun, als er jedoch selbst davon gekostet hatte, konnte er sich dem Geschmack nicht mehr entziehen. Erst mit dem Aufkommen der Industrialisierung hielt das Gebräu Einzug in das alltägliche Leben und auch die weltweit bekannten Kaffeehäuser in Wien und Paris entstanden.
„Fritten und mehr“ lautete das zweite Motto des Abends. Dabei lauschten die Besucher diversen Kartoffelgeschichten in der Frittenkiste, sesshaft in der Altendorfer Straße 353.
Zu guter Letzt versprach die „Lange Reise“ in der 123 Autowerkstatt in der Altendorfer Straße 342 ein akustisches Schmankerl: Dabei wurde den Interessenten akustisch auf den Zahn gefühlt und zu syrischer und kurdischer Musik konnte man sich die Klänge aus dem Orient auf der Zunge zergehen lassen.
Konzipiert war der Abend so, dass jede Darbietung drei Mal zu sehen war. Damit sollte gewährleistet werden, dass sich die Gäste auch alle Beiträge ansehen konnten.
Neben Veronika Maruhn waren auch das Gitarren-Duo Ahmet Bektas und Suat Kuzucu, der Regisseur und Rezitator Jörg Maria Welke, sowie der Musiker Frank Weise anwesend. Leider krank geworden ist der Musiker Fuat Mussa, der auf kurdisch gesungene Lieder vorgetragen hätte.
„Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Abend. Die Stimmung war ganz toll und die Menschen haben die Veranstaltung sehr gut angenommen“, schließt Maruhn. „Vor allem deshalb, weil wir uns auch ungewöhnliche und hippe Locations ausgesucht haben, die wunderbar zu unserem Konzept gepasst haben.“
Wie sich die Veranstaltung im kommenden Jahr präsentiert, ist noch abzuwarten. Fest steht aber in jedem Fall, dass alles daran gesetzt wird, dass das Programm fortgesetzt wird. Und im kommenden Jahr soll die Veranstaltung in die Sommermonate gelegt werden.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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