Barbarazweige und Klimawandel
Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da (Bauernregel)

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Nach einem alten christlichen Brauch soll man am 4. Dezember, dem liturgischen Gedenktag der hl. Barbara in der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche, Kirschzweige in die Wohnung holen und  in eine Vase stellen , damit die Knospen bis zum Weihnachtsfest aufgehen und erblühen. Nach einem alten Volksglauben bringt dieser Brauch Glück im Neuen Jahr.


Der Brauch geht zurück auf die  Legende der heiligen Barbara, einer Märtyrerin des 3. Jahrhunderts aus Kleinasien, die in Zeiten der Christenverfolgung von ihrem Vater an die Häscher von Kaiser Decius ausgeliefert wurde.
Auf dem Weg in den Kerker soll sich ein Kirschzweig in ihrem Gewand verfangen haben. Diesen stellte sie in einen Becher und am Tag ihrer Hinrichtung soll der  Zweig geblüht haben.
„Du schienst wie tot“, sagte Barbara zu dem Zweig, „aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird auch mein Tod der Anfang eines neuen, ewigen Lebens sein.“

Im Ruhrgebiet wird noch eine andere Sage um die Barbarazweige erzählt.  Hier die Kurzform:
Der fromme Bergmann Gottlieb Bäumer hatte eine Pechsträhne und stieß in seiner Grube nur noch auf taubes Gerstein. Er war verzweifelt. Da erschien ihm der Teufel und bot ihm seine Hilfe an, wenn Bäumer ihm im Gegenzug seine Seele versprechen würde. Der fromme Bergmann sagte zu und wurde  durch die Hilfe des Teufels reich. Kurz vor Ablauf der Frist von  sieben Jahren kam dann der Satan  um den geschlossenen Vertrag einzulösen. Doch Gottlieb verlor nicht den Mut und hoffte weiter auf Gottes Hilfe. Der Teufel war über die Frömmigkeit erbost, riss in seiner Wut einige Kirschzweige vom Baum und sprach:" Sollten diese Zweige bis zum Vertragsablauf mitten im Winter erblühen, dann ziehe ich ohne deine Seele ab."
Kurz darauf erschien Gottlieb die heilige Barbara- die Schutzpatronin der Bergleute- und riet ihm, die Zweige ins Wasser zu stellen.  Diese erblühten bis zum Weihnachtstag und der Teufel musste ohne Seele abziehen.
Die Bergleute an Rhein und Ruhr haben diesen schönen Brauch von ihrer Schutzpatronin übernommen.

Dazu hier noch ein Gedicht zum Schmunzeln:

Barbarazweige

Am Barbaratage holt′ ich
Drei Zweiglein vom Kirschenbaum,
Die setzt′ ich in eine Schale,
Drei Wünsche sprach ich im Traum:

Der erste, daß einer mich werbe,
Der zweite, daß er noch jung,
Der dritte, daß er auch habe
Des Geldes wohl genung.

Weihnachten vor der Mette
Zwei Stöcklein nur blühten zur Frist:
Ich weiß einen armen Gesellen,
Den nähm′ ich, wie er ist.

Martin Greif
(* 18.06.1839, † 01.04.1911)

Damit das mit dem Blühen auch klappt, sollte man schauen, ob die Kirschzweige schon hinreichend  Frost abbekommen haben. Falls nicht, ist es angeraten, sie noch für einige Stunden in die Kühlung zu legen. Kirschen benötigen als Blühinduktion unbedingt einen Kältereiz.
Im gewerblichen Obstanbau werden fehlende Kältestunden immer mehr zu einem Problem, die  sich stark auf den Ernteertrag auswirken. Einige Süßkirschensorten benötigen 1600 Kältestunden zum Wiederaustrieb /Blühen nach dem Winter. In Frankreich hatte man dadurch bereits Ernteverluste bis 35 % beklagt. Mit kulturtechnischen Maßnahmen versucht man dem angesichts der fortschreitenden Erwärmung entgegenzuwirken.
Aber wer macht sich das bei den schönen Legenden und Gedichten rund um den Barbarazweig schon bewusst.

Anm.: Ich bin mir bewusst, dass ich die Zweige erst morgen hätte reinholen sollen, stelle sie gleich aber in den kühleren Flur. Mit der Temperatur muss man eh immer etwas spielen, damit das mit dem Blühen  genau klappt.

Literatur:
Wolgang Schulze: Die schönsten Sagen aus Essen, Essen 1979

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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