JZE: Entkernung auf Hochtouren
Einen traurigen Anblick bietet derzeit das ehemalige Jugendzentrum, Papestraße 1. Der STADTSPIEGEL durfte exklusiv hinter die Mauern des JZE blicken und sich ein Bild von den derzeitigen Rückbauarbeiten im Innern des Gebäudekomplexes machen...
Kaum auf dem Gelände hört man sie, die Baugeräusche: Zwischen großen Containern rangieren LKWs. Doch die eigentliche Arbeit der Bauleute findet momentan noch innerhalb der Mauern des ehemaligen Jugendzentrums statt.
Wir sind verabredet mit Markus Kunze, Leiter Projektentwicklung & Kommunikation der GVE (Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH), der uns mit Sicherheitsschuhen und Helm ausgestattet auf dem Gelände herum führt.
Dem Betrachter sofort ins Auge fällt ein Berg voll Metall vor dem Gebäude. Kunze erklärt: „Das Gebäude wird komplett entkernt, das heißt nicht nur, dass alle gefährlichen Stoffe entfernt werden, sondern auch Dinge, die wie Metall noch verwertet werden können, aussortiert werden.“ Am ersten Gebäudekomplex vorbei geht es für uns, vorbei auch an einem Berg voller Dämmwolle- jener Dämmwolle, die mühsam und unter Sicherheitsmaßnahmen entfernt werden muss, da sie mit Asbest belastet ist.
„Es ist richtig, dass vor 50 Jahren, Asbest und PCB verbaut worden sind und viele andere Giftstoffe zusätzlich. Deswegen ist eine Sanierung auch nicht mehr möglich, der Komplex wird komplett abgerissen“, so Kunze. Er bemerkt das völlig wertfrei, denn auch er kann sich in die Lage derer hineinversetzen, die ihre Jugend im JZE verbracht haben. „Es ist wie beim Stadionabriss. Da gab es auch viele Leute, die geweint haben. Es hängt eben viel Herzblut an solchen Gebäuden“, ist sich Kunze sicher.
Dass das JZE neben zahlreichen Sportgruppen auch Heimat für viele Sprayer war, davon künden die Dosen, die man auf einem Haufen gesammelt hat.
Weiter geht es für uns in den Innenhof. Hier sieht es schon wüst aus, denn von dieser Seite werden Bauschutt und belastetes Material abtransportiert. Ein großes Loch prangt hier schon in den Mauern, ein Sofa davor erinnert an bessere Zeiten.
Dass nichts mehr wie vorher ist, sieht man schon beim ersten Betreten der Gebäude. Teilweise sind Decken komplett eingestürzt, auch gibt es Durchbrüche in den Keller. Hier gibt es auch für uns keinen Weg hindurch, denn es herrscht Einsturzgefahr. Die Außentreppe hoch geht es in den dahinterliegenden Gebäudeteil. Sämtliche Fenster sind herausgebrochen, der Wind weht durch die offenen Flure. Trotzdem ist alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Einzig einige Graffiti erinnern noch an bessere Tage.
In zehn Metern Entfernung liegt sie dann, die giftige Dämmwolle, die zuerst zu Bergen aufgetürmt und dann in Säcken mit der Aufschrift „Inhalt kann krebserregenden Faserstaub freisetzen“ auf den Abtransport wartet. Ein bisschen mulmig ist uns schon zumute, so nah an den aufgetürmten Säcken vorbei zu gehen. Langes Verweilen ist jedenfalls nicht ratsam, der Anblick in den Fluren eine Etage über dem Erdgeschoss gibt das gleich Bild ab. In einigen Räumen wurde bereits der Teppich entfernt, andere sind vollgestopft mit Bauschutt, Dämmwolle, Metall und alten Kabeln. Wie zum Trotz glänzen die Farben der Graffiti an den Wänden. In den ehemaligen Badezimmern liegen Reste von Porzellan, immer wieder steigt man über Bretter, aus denen Nägel herausragen.
Als uns ein Bauarbeiter aufgeregt bittet das Gebäude sofort zu verlassen, kommen wir dem nach und blicken uns noch einmal im Innenhof um. Der umstrittene Drachenbrunnen von Adolf Wamper wurde inzwischen gesichert, was mit ihm geschieht, steht allerdings noch in den Sternen. Später treffen wir den Chef der Abbruchfirma Arnolds höchst persönlich, der berichtet, dass zur Zeit acht Personen an den Innenarbeiten beteiligt sind. Ca. 4-6 Wochen sollen die Arbeiten dauern, bevor es mit dem Bagger an die Außenwände geht. Der Abbruch an sich sei das teuerste, eine Sprengung lohne nicht, deswegen sollen Bagger Stück für Stück die Mauern einreißen.
Was nach dem Verfüllen des Kellers mit dem Recyclingmaterial mit dem Gelände passiert, ist Sache der EWG. Zur Verwendung der Fläche gibt es bis dato noch keine konkreten Aussagen.
Fotos: Markus Decker
Autor:Silvia Decker aus Emmerich am Rhein |
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