„Ja-Wort in Salzlake“

Mariela Rossi in der Rolle der jungen Hilde, die per Funkübertragung verheiratet werden soll.
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Theater „Der leere Raum“ präsentiert „Tränen der Heimat“


Nicht Fernheirat, sondern Kriegstrauung. So hießen Hochzeiten im Zweiten Weltkrieg, die zwischen Frauen und Soldaten an der Front per Funkübertragung geschlossen wurden. Diese Thematik hat das Theater „Der leere Raum“ aufgegriffen und feierte Premiere in Frohnhausen.


Es ist das Jahr 1943. Im Funkhaus einer deutschen Großstadt, im Sprecherraum, wartet Hilde (fabelhaft: Mariela Rossi), eine junge Frau Mitte zwanzig und im Herzen ganz im Dienste des Führers, darauf, in diesem Studio verheiratet zu werden. Ihr Bräutigam dient gerade an der Front in Russland und sie werden sich gleich per Radio und für alle Ohren hörbar öffentlich das Ja-Wort geben.
Werden die Techniker heute eine Verbindung an die Ostfront herstellen können? Hilde wartet nämlich schon lange, genaugenommen den dritten Tag.
Weil das Warten schwerfällt und die Motivation ganz still und leise ein bisschen wackelt, genehmigt sich Hilde schon einmal im Voraus ein Glas Sekt. Und nachdem sie das geleert hat… trinkt sie noch eins. Sie erzählt von ihrem Leben, von ihrem Alltag als gute deutsche Frau, von den Erwartungen an sie und an ihre geliebte und bewunderte große Schwester, die mit ihrem Frausein ein wenig anders umgeht als Hilde, und beginnt, sich zu fragen, was der Führer eigentlich von ihr möchte.
Und umgekehrt...

Umfangreiche Recherche zu dieser Thematik

Der Monolog „Tränen der Heimat“, geschrieben von Lutz Hübner, tritt kritisch, ohne Pathos, Belehrungston, mahnenden Zeigefinger aber auch menschenfreundlich an ein so großes Thema wie den Nationalsozialismus heran. Ausgewählt und inszeniert hat das Stück Claudia Maurer, die damit wieder unter Beweis gestellt hat, dass sie ein besonderes Gespür für selten auf die Bühne gebrachte Theaterstücke hat.
„Dieses Stück hat uns beide vor eine Aufgabe gestellt, die uns im Vorfeld nicht klar war“, so Maurer im Dialog mit dem Publikum im Anschluss an die Vorstellung. „Wir haben uns dadurch sehr stark mit unserer eigenen Geschichte, unseren Großeltern, Müttern und auch der Herkunft beschäftigt. Unsere Recherchen haben sehr viel Zeit in Anspruch genommen, wir haben viele Gespräche geführt und viel Bildmaterial sehen dürfen.“

Authentische Nachbildung des Brautkleides

In einem Aufruf im Radio hat sich eine ältere Dame gemeldet, deren Tante eine solche Kriegstrauung über sich ergehen lassen musste. Man hatte sich im Anschluss zum Kaffee getroffen und lange über die Erinnerungen gesprochen. „Sie hat uns während der Gespräche ihren (rein deutschen) Stammbaum gezeigt, der bis ins Mittelalter reicht und zahlreiche Bildbände aus der Zeit“, so Maurer.
Darauf war unter anderem das Brautkleid zu sehen, in dem die Tante damals vor das Mikrofon getreten war und die drei berühmten Worte in die weite Welt hinausschickte. Eine Nachbildung dieses Kleides (angefertigt von der Kostümbildnerin Julia Weinstock) trägt Mariela Rossi auf der Bühne. Auch um den Blumenkranz im Haar der Braut hat man sich Gedanken gemacht: Es sind nämlich nicht irgendwelche weißen Blumen, die Hildes Haupt zieren, sondern Myrte, auch Brautmyrte genannt.
Mariela Rossi überzeugt in der Rolle der Hilde so sehr, dass nach der Vorstellung das gesamte Publikum zunächst tief durchatmen muss. Berührend und faszinierend gleichermaßen.
Weitere Termine sind der 27. April und der 4. Mai jeweils um 19 Uhr, sowie der 26. Mai um 20 Uhr im Theater „Der leere Raum“ in Frohnhausen. Karten sind unter theater@der-leere-raum.de, im Theater unter 0201-20607025 und direkt bei Lotto-Toto Carkci, Frohnhauser Str. 419 (0201-89258700) erhältlich.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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