„Herrlich in Erinnerungen schwelgen“
Bergbau-Ausstellung in Frohnhausen: Der ehemalige Grubenwehrmann Udo Schwamborn zeigt im Alfried-Krupp-Heim (Aachener Straße 19–21) noch bis zum 25.09.2016 ausgewählte Objekte aus seiner Sammlung.
Draußen sind 30 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit drinnen liegt bei gefühlten 100 Prozent. Die Autorin stöhnt, der Sammler lächelt: Im Eingangsbereich des Alfried-Krupp-Seniorenheims begrüßt der 60-jährige Udo Schwamborn die Besucher seiner Ausstellung „Wenn die Augen eines Bergmanns leuchten“ in voller Grubenwehr-Montur. Unerschütterlich. Mit Helm.
Neben Schwamborn steht eine Schaufensterpuppe im orangefarbenen Schutzanzug. Sie trägt ein Monstrum aus Metall und Schläuchen: ein Kreislaufgerät, wie Herr Schwamborn geduldig erläutert. Im Notfall könnten damit unter Tage auch Verletzte mit Sauerstoff versorgt werden. Die Grubenwehr sei ja ein Job der härteren Gangart: „Nach 15 Minuten Einsatz unter Tage ist ein Mann körperlich total erschöpft. Da kann er sich nur noch hinlegen.“ Schon sind wir mitten im Thema. Die Wände sind mit Bildern und Fotos zum Thema Bergbau geschmückt. Maschinenteile warten im Saal, Werkzeuge, Gesteinsreste, Andenken und Nippes füllen Vitrinen.
Dies ist die Eröffnung zu Udo Schwamborns 57. Ausstellung für die GSE (Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen). Allein im Seniorenheim an der Aachener Straße hat er schon 10 Präsentationen auf die Beine gestellt. Warum macht er das? „Ich möchte einen Beitrag zum Kulturerhalt unserer Region leisten“, sagt Schwamborn. „Junge Menschen sollen erfahren, wo sie herkommen.“ Und die Älteren können, wie GSE-Geschäftsführer Piel bei der Eröffnung feststellt, bei so einer Ausstellung etwas erzählen und „herrlich in Erinnerungen schwelgen“ – im Grunde sind sie ja alle ein lebendiger Teil der Zechengeschichte.
Udo Schwamborn stammt aus einer Bergmannsfamilie. Erst wurde er Metzger und schlug dann die Zechenlaufbahn ein, arbeitete sich vom Maschinisten hoch zum Grubenwehrmann mit 24-Stunden-Dienst. Für seinen Einsatz wurden ihm zwei Verdienstkreuze verliehen. Was die Rettung unter Tage bedeutet, fasst der aktive Oberführer der Grubenwehr, Peter Wiebusch, bei seinem Grußwort dann so zusammen: „Wenn alle andern abhaun, kommen die Bekloppten vonne Grubenwehr, die machen dat dann feddich.“ Zusammenhalt zählt in so einer Truppe. Nicht von ungefähr sind es die Kollegen von der Grubenwehr, die Udo Schwamborn regelmäßig beim Ausstellungsaufbau helfen (ein Exponat, eine alte Signalanlage, wiegt schon allein 800 kg).
Die Sammlerleidenschaft hat Udo Schwamborn schon früh gepackt: Wenn altes Material bei der Arbeit herumlag, faszinierte ihn das, und er hob es auf. So entstand eine zunächst kleine, dann immer größere Sammlung von Zechenwerkzeugen und Alltagsgegenständen. Das Ganze bekam eine gewisse Eigendynamik. Bekannte riefen an: „Du Udo, ich hätte da noch was im Schrank, willst du das nicht nehmen?“ Da konnte Udo nicht Nein sagen. Heute füllen die Objekte vier Garagen und mehrere Kellerräume. „Mein Beruf wurde zur Berufung“ resümiert Udo Schwamborn und hofft, dass er „noch ein, zwei Ausstellungen machen kann“. Am liebsten wäre es ihm, wenn ein Museum sich seiner Schätze annähme. Zum einen kosten die Garagen ihn einiges an Miete. Vor allem aber hätten die Menschen dann ein ständigen Zugang zu seinem Teil der Bergbaukultur.
Wer neugierig geworden ist auf Udo Schwamborns Sammlung, ist im Alfried-Krupp-Heim noch bis zum 25.09.2016 willkommen – montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Nach telefonischer Absprache (0201 8546-1002 oder 8546-1003) kommt der Sammler vielleicht sogar vorbei, um die Objekte in seiner erdverbundenen Art zu erklären. Besonders gern macht er das für Kindergruppen. Die sollen ja verstehen, was die Generationen vor ihnen erlebt haben. Außerdem stellen sie so interessante Fragen, findet Schwamborn, zum Beispiel: „Warum ist Kohle schwarz?“
Erinnerungssicherung der persönlichen Art: Eine Dauerausstellung wäre dieses Bergbau-Kaleidoskop sicher wert. Ruhr Museum, Bergbaumuseum, Stadt Essen: Ist da draußen irgendjemand?
Autor:Mareike Ahlborn aus Essen-Süd |
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