Shen Yun gastierte im ausverkauften Aalto-Theater
Geschichte(n) in schillernden Farben
Wo sonst Carmen gesungen oder Schwanensee getanzt werden, war nun ein ganz besonderes Gastspiel angesagt: Shen Yun. Das Ensemble für klassischen chinesischen Tanz mit Wurzeln in New York präsentierte dort an zwei Tagen seine aktuelle Show.
Schon schnell wurde deutlich: Shen Yun ist anders, ganz anders als alles, was derzeit auf den Bühnen zu sehen ist.
Das liegt zum einen an den farbenfrohen Kostümen, die äußerst aufwändig und sehr gelungen sind und zum anderen an einem patentierten Verfahren zur visuellen Verschmelzung von digitalem Hintergrundbild und Bühnengeschehen. Die Erfindung ermöglicht es den Darstellern, sich zwischen Bühne und animiertem Hintergrundbild hin und her zu bewegen. Und schon werden Orte einer jahrtausendealten Geschichte Chinas lebendig.
Klingt etwas technisch, ist aber ein wirklich genialer Bühnenstreich.
Herzstück der Aufführung ist der klassische chinesische Tanz. Anspruchsvoll ist dieser und ausgesprochen ausdrucksstark. Begnadete Tänzerinnen und Tänzer wirbeln in ihren rasant wechselnden Kostümen über die Bühne und beherrschen Saltos, Drehungen und Flugtechniken perfekt.
Auch das Live-Orchester ist ungewöhnlich, werden doch klassische westliche und chinesische Instrumente wie die zweiseitige Erhu oder die gezupfte Pipa permanent kombiniert. Sehr hörenswert auch Solistin Linda Wang mit einem gemeinsamen Auftritt mit Jingya Mahlen am Klavier: Göttliche Reflexionen.
Moderiert von Ellen Lou und Peter Recknagel in chinesischer und deutscher Sprache erzählt jeder der abgeschlossenen Tänze ein Stück aus der chinesischen Geschichte. Diese tragen so geheimnisvolle Namen wie "Im Reich der Frauen", "Temperament der Mongolen" oder "Der tollpatschige Mönch".
Mit viel Humor und perfekt abgestimmten Effekten wie Nebel und Animationen aufgeführt.
Besonders gefällt das Stück "Lange Ärmel im Palast der Tang". Allein für diesen perfekten Tanz in sensationellen Kostümen und perfekter Darstellung durch die Tänzerinnen lohnt sich ein Besuch der Show.
Speziell ist der kurze Auftritt von Tenor Tian Ge, der das traditionelle Belcanto und das Singen in chinesischer Diktion beherrscht. Für europäische Ohren sehr laut und etwas gewöhnungsbedürftig.
Wer sich für chinesische Kultur interessiert, für traditionelle Bühnenkunst und zugleich innovative 3D-Projektionen, der sollte sich Shen Yun nicht entgehen lassen. Jedes Jahr wird eine völlig neue Aufführung einstudiert, mit der die inzwischen sechs Shen Yun-Ensembles weltweit auf Tour sind.
Weitere Aufführungen: 18. und 19. Februar, Theater Dortmund, Platz der Alten Synagoge, nur noch wenige Plätze verfügbar.
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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