Graffiti vom Feinsten
Farbenfrohes Frohnhausen
Häuser- und Straßengrau war gestern. An vielen Stellen ist Frohnhausen in den letzten Jahren bunter geworden. Dabei sind es die unterschiedlichsten Initiativen, die dafür gesorgt haben, dass das Leben in Frohnhausen farbenfroher geworden ist und einem selbst tristes Regenwetter nicht gleich aufs Gemüt schlägt, wenn man durch den Stadtteil geht.
Viele engagierte Künstler*innen haben gezeigt, dass Graffiti nichts mit Schmiererei und Vandalismus zu tun haben muss, wenn man es drauf hat.
So wie das Rotterdamer Künstlerduo Telmo Miel, das 2020 zeitkritisch Francois Millots Werk "Frau mit Rechen" (1856/67) interpretiert hat. Auf 170 Quadratmetern bemüht sich eine Frau, die im Originalwerk Millets das übrig gebliebene Stroh zusammenkratzt, hier darum. den Zivilisationsmüll zusammenzukehren.
Noch größer gerät Pascal Maßbaums "Aquaworld" an der Grunertstraße. Drei Monate hat er benötigt, um ca. 900 Quadratmeter eines dunklen Tunnels in eine farbenprächtige Unterwasserlandschaft mit Kraken, Orcas, Fischschwärmen, Meeresschildkröten , versunkenen Schiffen und Schätzen zu verwandeln. Der Tunnel flößte den Passanten vorher eher Furcht ein, zumal eine Gedenktafel darauf hinweist, dass während des 2.Weltkrieges in dem Tunnel 160 Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter unter schlimmsten Verhältnissen untergebracht waren.
Pascal Maßbaum hat auch am Gevinuspark an zwei Hausfassaden seine Spuren hinterlassen. Das triste Häusergrau wird dort von zwei Szenerien aus der Natur durchbrochen.Pilze, Bäume und Mohnpflanzen werden dort von Spechten, Eulen und Käfern bewohnt und versetzen die Spaziergänger aus dem Straßengrau in eine eine märchenhafte Waldszenerie.
Auf der Mülheimer Straße hat der Aktionskünster Gigo Propaganda die Fassade der Apostelnotkirche in einem monatelangen Entstehungs- und Diskussionsprozess mit einer eigenwilligen Baumlandschaft verziert, die mit ihren Schatten- und Silbenfragmenten die Betrachtenden herausfordert, Stellung zu beziehen.
Auch das angrenzende Aposteljugendhaus ist ein Farbtupfer im dicht besiedelten Frohnhausen.
Zum Schluss sollen noch die Bienenfressererwähnt werden, die als Graffiti schon einmal den Weg nach Frohnhausen gefunden haben.
Aber es müssen nicht immer die Riesenprojekte sein, die einem beim Spazieren die Laune aufhellen. Angemalte Garagentore, Fensternischen, Strom- und Umschaltstationen machen den Gang zum Einkauf oder zum Arzt unterhaltsamer. Und wenn die Bilder dann noch Geschichten erzählen - umso besser.
Übrigens hat die bildliche Fassadengestaltung in unserem Stadtteil eine lange Tradition. Frohnhausen gehört zu den Stadtteilen mit den meisten erhaltenen Jugendstilfassaden. Das Prometheus- oder das Ginkohaus sind den meisten Frohnhauser*innen ein Begriff, ebenso wie das Bildnis des Gottes Merkur am Gervinusplatz.
Ich finde es klasse, dass Hausbesitzer*innen, Wohnungsbaugenossenschaften und Stiftungen den Stadtteil mit dem Sponsoring solcher Graffitiaktionen entdeckt haben. Bitte mehr davon !!
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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