„Orfeo|Euridice“ von Christoph Willibald Gluck feierte im Aalto-Theater Premiere
Endlich wieder Oper!
Die Corona-Pandemie hat auch die Essener Kulturszene eiskalt erwischt. Doch unter umfangreichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen ist nun auch der Opern-Besuch wieder möglich. Die erste Oper der neuen Spielzeit, „Orfeo|Euridice“, feierte nun im Aalto-Theater Premiere. Paul-Georg Dittrich stellt sich damit erstmals in Essen als Regisseur vor. Das Ergebnis, rund 75 Minuten lang, ist sehr gelungen.
Die Krise kann auch zu schöpferischen Höchstleistungen führen, wie die aktuelle Inszenierung eindrucksvoll beweist: Es wird auf verschiedenen Bühnen-Ebenen gearbeitet, das Orchester unter der Leitung von Tomas Netopil erhebt sich aus seinem Graben und tritt ins Rampenlicht, Videos und Interviews werden gekonnt in die Handlung eingeflochten.
[/text_ohne]Alle Partien sind mit Sängerinnen des Aalto-Solistenensembles besetzt: Als Orfeo ist Mezzosopranistin Bettina Ranch zu erleben, die Rolle der Euridice übernehmen Tamara Banjesevic und Giulia Montanari. Christina Clark singt die Stimme Amors.
Das 1762 in Wien uraufgeführte Werk gilt als Reformoper par exellence. Dramaturgin Svenja Gottsmann, die vor Beginn der Aufführung in das Werk und in die Inszenierung einführte: "Mit seiner „Azione teatrale“, die den natürlichen Ausdruck der Figuren in den Mittelpunkt stellt, forderte Gluck die „Opera seria“ mit ihrem barocken Plüsch heraus."
Im Jahr 2020 stehen auch die Themen Schlaganfall und Locked-in-Syndrom, eine fast vollständige Lähmung, bei der das Bewusstsein und die geistige Funktion nicht beeinträchtig sind, im Mittelpunkt der aktuellen Inszenierung. Chefärzte und Pflegepersonal kommen zu Wort, an verschiedenen Schauplätzen im Revier wurden Videoaufnahmen gemacht.
Wer Opern mag, dürfte über diesen Einstieg in die Aalto-Spielzeit begeistert sein. Auch wer modernes, künstlerisches Schaffen liebt, sollte sich eine der nächsten Aufführungen nicht entgehen lassen.
Zur Premiere erwartete die Opern-Gäste ein Locked-in der besonderen Art, irgendwie stimmig zur aktuellen Lage und zur Inszenierung: Die Besucher waren für einige Zeit in der Tiefgarage gefangen. Denn die Lichtschranke des Rolltors hatte versagt und sorgte so für einen ganz speziellen Moment zum Abschluss des Abends.
Weitere Vorstellungen: 30. September; 3., 18., 25., 29. Oktober; 1., 7., 8. November; 13., 27. Dezember
Infos: 0201 / 81 22-200
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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