Eine Vorlesung zum Gähnen - und an den Menschen vorbei

Die Ausstellungs-Macher (von links): Fotograf Jürgen Evert, Pfarrerin Beate Brauckhoff (Evangelisches Bildungswerk Dortmund), Prof. Dr. Martina Oldengott (Emschergenossenschaft), Prof. Christa Reicher (TU Dortmund) und Prof. Dr. Susanne Frank (TU Dortmund).
Foto: Renate Debus-Gohl
hochgeladen von Frank Blum

Frohnhausen: Wanderaustellung zur Lebensqualität macht Station

Eine Wanderausstellung zur Lebensqualität im Ruhrgebiet macht zur Zeit Station im Kunstraum Notkirche.
Ein spannendes Thema. Könnte man meinen. Und so zog es viele Bürger zur Eröffnung am Sonntag - in freudiger Erwartung, etwas über Stadtteile im Wandel, über die Veränderungen in Altendorf und Frohnhausen zu erfahren.
Jedoch: Fehlanzeige.
Die Ausstellung erweist sich als Aneinanderreihung zahlreicher Geografiken, die zudem von den Machern noch unleserlich und stümperhaft beschriftet wurden.
Sehenswert sind lediglich die sozialdokumentarischen Fotos von Jürgen Evert, der anschaulich die Schattenseiten der Aufwertungsmaßnahmen vom Phönixsee in Dortmund zeigt.
Prof. Christa Reicher von der TU Dortmund hingegen ging mit keinem Wort auf die Situation im Essener Westen ein, die zum Auftakt der Wanderausstellung auf der Hand gelegen hätte.
Und so wurde ausführlich in einer Vorlesung aus dem Elfenbeinturm heraus über die Lage am Phönixsee, Aufwertung und Verdrängung im Allgemeinen und die drohenden sozialen Probleme im Besonderen lamentiert. Wissenschaftlich fundiert, mit zahlreichen Geografiken garniert - und komplett an den Bürgerinnen und Bürgern vorbei.
Tenor: Der Norden ist arm, der Süden reich, dazwischen liegt (in Dortmund) die Autobahn.
Noch Fragen? Keine. Schade, die am Thema „Lebensqualität im Ruhrgebiet - für alle?!“ interessierten Anwesenden wurden buchstäblich an die Wand gequatscht.
Man darf gespannt sein auf das Symposium am 7. März, 19.30 Uhr. Vielleicht gelingt es den Ausstellungs-Machern dann, die Bürger, die Objekt ihrer Forschungen sind, mit hinein zu nehmen in die Diskussion.
Vermutlich aber nicht, denn der Themenabend steht unter der Überschrift „Problemimmobilien und Finanzinvestoren. Negative Bestandsentwicklungen und weitere Segregationsgefahren“. Alles klar?
Rund 18 Monate wurde an der Ausstellung gearbeitet, zahlreiche Sponsoren haben die Idee finanziell unterstützt. Das Ergebnis kann sich leider bislang nicht sehen lassen. Auch wenn es nun auf Wanderschaft durchs Revier geht.

Die Ausstellung „Lebensqualität im Ruhrgebiet - für alle?!“ ist noch bis zum 24. März im Kunstraum Notkirche zu sehen.

Der Themenabend findet am 7. März, 19.30 Uhr, statt.