Eine Süße Suppe für gute Gemeinschaft

Zu Tisch, bitte: Die Alevitische Gemeinde lud alle zum gemeinsamen Begehen des Aschura-Tages ein.
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Alevitische Gemeinde Altendorf lädt zum Aschura-Tag

Es ist ein besonderer Tag für Muslime, jedoch kein verbindlicher Feiertag. Je nach Konfessionszugehörigkeit wird er sehr unterschiedlich begangen. Die Alevitische Gemeinde Essen kocht. Und zwar eine süße Suppe, die dann mit Familie, Freunden und Nachbarn geteilt wird.

Dazu haben sich am 15. Oktober alle Interessenten in den Räumlichkeiten der Gemeinde an langen Tischen versammelt, um gemeinsam zu speisen. Moderiert wurde die Festlichkeit vom 1. Vorsitzenden des Vereins Ismail Tatik. Für die Gebete war der Geistliche „Dede“ Ibrahim Aydin anwesend.
„Ein Verein soll dafür da sein Kultur zu vermitteln“, so Tatik. „Diese Veranstaltung soll Menschen aus verschiedenen Religionen zusammenbringen, daher auch eine herzliche Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils. Hiermit ruft die Alevitische Gemeinde alle Anwesenden zu gesellschaftlichem Frieden und Toleranz auf.“

Alevitische Gemeinde in Altendorf sehr aktiv

Die Alevitische Gemeinde Essen (e.V.) gründete sich im Juni 2006 in Altendorf. Seitdem ist diese der einzige Vertreter der Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Essen und setzt sich für die religiösen, kulturellen und sozialen Bedürfnisse seiner Mitglieder ein. Seit 2008 ist der Verein anerkannt als interkulturelles Zentrum vom Kompetenzzentrum für Integration. Bei der Vereinsarbeit wird dabei viel Wert auf die Motivation und Aktivierung von Ehrenamtlichen für die Integrationsarbeit gelegt, auch liegt dem Verein die Übernahme einer Brückenfunktion zwischen dem Stadtteil und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte am Herzen. Besuchern diverser Stadtteil- und Bürgerfeste dürfte die stete Präsenz der Alevitischen Folkloregruppe, der Sazgruppe oder des Kinderchors aufgefallen sein.
„Für Aleviten ist dieser Tag ein Symbol der Dankbarkeit und heilig“, erklärt Nilgün Gündüzalp. „Deshalb stehen unsere Türen für jeden Besucher offen.“
Das Wort Aşure (Aschura) kommt aus dem Arabischen und meint die Zahl Zehn. Damit ist auch der zehnte Tag des islamischen Monats Muharrem gemeint. Da der islamische Kalender ein reiner Mondkalender ist, ist das Jahr im Vergleich zur christlichen Zeitrechnung elf Tage kürzer. Aschura kann daher in jeder Jahreszeit stattfinden.

Aschura symbolisiert Trauer um Imam Hüseyin

„Aschura symbolisiert bei den Aleviten die Trauer und die Verbundenheit zu Imam Hüseyin und die zwölf Imame. Weiter kommt noch diese Bedeutung hinzu: Aschura dienst als Ausdruck der Dankbarkeit, da Zeynel Abidin, der Sohn Hüseyins (Urenkel des Propheten), in der historischen Schlacht in Kerbela, in der der Imam Hüseyin gestorben ist, überlebt hatte. Durch ihn konnten die Nachfahren des Propheten weitergeführt werden“, so Gündüzalp weiter. Für die Schiiten ist Hüseyin daher ein Märtyrer. Er steht für den Kampf um Gerechtigkeit. Die Schiiten haben deshalb auch ein besonderes Verhältnis zum Märtyrertum, was in vielen Ländern in (verbotene) Passionsspiele gipfelt, wobei sich die Menschen selbst geißeln oder anderweitig Schaden zufügen. Ähnlich der Passionstage auf den christlichen Philippinen, wo sich fanatische Christen ans Kreuz schlagen oder auspeitschen lassen, um das Leiden Christi nachempfinden zu können.
Mit alledem hat das Alevitentum jedoch nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil: Fast keine der anwesenden Frauen trägt einen Schleier oder ein Kopftuch.

Aschura: Eine süße Suppe aus 12 Zutaten

Der Höhepunkt des Festes ist natürlich die Aschura selbst. Sie ist eine Suppe und macht zunächst einen eher unspektakulären Eindruck: In einem Wasser-Zucker-Gemisch schwimmen getrocknete Feigen, mehrere Arten von Nüssen, Aprikosen und Grieß. Beim Essen merkt man aber schnell, dass sie einen sehr guten Geschmack hat und noch viel mehr Zutaten enthalten sind, die man erst nach mehrmaligem Probieren so langsam erahnt. „Die Aschura muss immer 12 Zutaten enthalten als Symbol des Gedenkens an die zwölf Imame. Die Zutatenliste kann sich daher von Jahr zu Jahr ändern“, erläutert Gündüzalp.
Nach wenigen Minuten haben alle ihre Teller leer gegessen und machen sich auf den Weg nach Hause. Wer will, darf sich noch eine kleine Portion für Familienmitglieder, die es nicht geschafft haben zu kommen, einpacken lassen.
Dann heißt es: Bis zum nächsten Aschura-Tag im kommenden Jahr.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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