Ein Jahrhundert auf dem Buckel

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„Kartoffeln, frische Kartoffeln...“ oder „Die allerschönsten Rosen nur hier...und so preiswert...“ tönt es von überall her. Natürlich sind das nicht die einzigen Sprüche, die einem um die Ohren schallern, aber so und in abgewandelter Form geht es auf einem Markt zu. Früher vielleicht lauter als heute, aber stets wusselig. Davon kann auch der Frohnhauser Markt eine Geschichte erzählen, den er hat beide Zeiten miterlebt. Bereits seit 100 Jahren besteht dieser schon und das muss natürlich gefeiert werden. Und das ginge nicht besser, als an einem Markttag, wo alle zusammenkommen können.
„Der Frohnhauser Markt ist der Mittelpunk des Stadtteils. Dort trifft man sich, tauscht sich aus, schwatzt und beredet den neuesten Tratsch. Und das schon seit Generationen. Dabei sind die meisten der Marktstände Familienunternehmen, die Generation für Generation weitergegeben werden und diesen Flair spürt man“, erklärt die Bundestagsabgeordnete Petra Hinz. „Außerdem gibt es hier keinen anderen Markt, der noch dreimal die Woche Markttag hat, was auch ein Zeichen für die Qualität der Produkte ist. Diese sind allesamt stets frisch und einige davon sind sogar noch Erzeugerprodukte, sprich sie sind direkt vom Feld geholt. Ich finde es auch richtig schön, dass man zu jedem Produkt das man kauft, gleich das passende Rezept erhält. Die Händler stehen den Kunden also mit Rat und Tat zur Seite und das manifestiert sich in der Redensweise: Da spricht man dann nicht mehr vom Eier- oder Kartoffelmann, sondern von meinem Eiermann und meinem Kartoffelmann.“
Ein Kartoffelmann, der vom Markttreiben bestimmt die dollsten Geschichten erzählen kann, ist Wolfgang Dotten. Dieser feiert am Geburtstag des Marktes ebenfalls sein Jubiläum: Seit nunmehr 40 Jahren ist auch Dotten mit seinem Stand auf dem Frohnhauser Markt zu Hause. „ Ich stehe schon seit 1972 an meinem Stand. Unterstützt werde ich hierbei ganz stark von meiner Familie, wenn wir an drei Tagen die Woche unsere Produkte verkaufen. Das sind Kartoffeln aller Art, von fest, über mehlig bis hin zu fest kochend. Schön ist es, wenn man dann Kunden hat, die man bereits als Kinder gekannt hat und die einem über die Jahre hinweg treu geblieben sind“, so Dotten.
Und das wird sicher nicht nur ihm so gehen. Auch von den anderen Ständen, ob Blumen, Fisch, Eier, Kuchen, Feinkost oder Backware, erhält man den Eindruck eines eingespielten Teams, das sich schon Jahre kennt und auch die Kunden, sodass man schon vor der Bestellung weiß, was der Wunsch eines jeden einzelnen ist.
Den festlichen Teil übernehmen der Oberbürgermeister Reinhard Pass und der Bezirksbürgermeister Klaus Persch. Für alle, die sich mit der Geschichte des Marktes noch nicht so ganz vertraut gemacht haben, ist der Stadtteilhistoriker Robert Welzel zuständig. Er bietet Geschichtsinteressierten eine kleine Führung rund um den Frohnhauser Markt an und erzählt zu wichtigen Punkten den Hintergrund. „ Uns ist überliefert, dass der Marktplatz 1906 seine Bezeichnung erhalten hat. Vorher war die Fläche des Marktplatzes ein Steinbruch, also Land auf dem man keine guten Häuser bauen konnte. 1912 wurde dann schließlich der Brunnen eingeweiht.Wen man sich diesen näher anschaut, gibt es zwei Dinge, die interessant sind. Zum einen das Relief und zum anderen die Figur. Das Relief zeigt zwei Männer, wobei der eine eine Sense in der Hand hält und der andere mit Hammer und Meißel den Stein bearbeitet. Beide zusammen stehen sinnbildlich für die Landwirtschaft und die Industrie, die für diesen Platz kennzeichnend ist“, so der Historiker. „Die Figur stellt eine Marktfrau dar, mit Krug und Kind. Früher war es eine Arbeiterfrau, die einem Kleinkind das Laufen beibringt. Dieses Bild stand für die Stadt Essen, die den Stadtteil Frohnhausen in eine neue Zukunft führt.“
Was noch interessant sein könnte, ist die Erklärung der Säulen und den darauf gestellten Plastiken. Im Jahr 1992 wurde der Marktplatz neu gestaltet und der Künstler Johannes Brus wollte die Idee des Marktbrunnens nachempfinden. Sehr markant ist das blaue Pferd, das für die Poesie in der Kunst steht und zum Geheimsymbol für den Frohnhauser Markt geworden ist. Weiter erkennt man einen Krug, der für den Markt an sich steht, ein Maschinenteil, das für die Industrie ist, ein Nashorn, Symbol für den Tierschutz, eine Gurke und eine halbe Wassermelone für die Früchte des Marktes und besagtes kleines blaues Pferdchen.
Was an diesem Tag noch geboten wurde, sollte die Freunde des Schützensportes besonders gefreut haben. Auf einer Computersimulation konnte sich jeder einmal wie am Schießstand fühlen und sein Können unter Beweis stellen. Um aber auch den Ehrgeiz anzufachen, wird der Beste ermittelt und im Anschluss zum Marktkönig gekrönt. Veranstaltet wird das Wettschießen vom Frohnhauser Schützenverein und dem Altendorfer Schützenverein und ihrer Lichtschießanlage. Nachdem alle 20 Teilnehmer durch waren, haben sich die Vereinsmitlieder symbolisch auf einen Marsch über den Markt gemacht, um im Anschluss den Marktkönig unter dem Ausruf „Gut Schuss“ auszurufen. Zusammen mit seiner Königin Birgitt Lichtner nahm der Gewinner Karl-Heinz Krebber seine Urkunde und ein Blumensträußchen entgegen.
Für die Kleinen war an diesem Jubeltag natürlich auch einiges geboten: Schminken, Hüpfburg, Karussell, Eiswagen und diverse Spiele garantierten ein Marktvergnügen der besonderen Art. Fotos: Michael Gohl

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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