Die jüdischen Friedhöfe in Kettwig/Ratingen und Sulzburg
Die Besonderheiten alter jüdischer Friedhöfe

Die  Inschrift über dem Davidsstern am Eingangstor zum alten jüdischen Friedhof in Sulzburg bedeutet übersetzt:
Breite über uns die Hütte des Friedens
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  • Die Inschrift über dem Davidsstern am Eingangstor zum alten jüdischen Friedhof in Sulzburg bedeutet übersetzt:
    Breite über uns die Hütte des Friedens
  • hochgeladen von Bernd Dröse

Wegen der Unantastbarkeit der Totenruhe stehen auf jüdischen Friedhöfen sehr sehr alte Grabsteine.  Durch  diese und viele andere Besonderheiten, die sich aus den Gesetzen des Judentums ableiten, geht von den
alten jüdischen  Friedhöfen eine besondere Atmosphäre aus. Die  uralten Steine erzählen die Geschichte einer meist verfolgten Glaubensgemeinschaft, ihrer Bräuche und Religion. Beispielhaft mögen hier der Friedhof der kleinen jüdischen Gemeinde Kettwig vor der Brücke und die der Juden im Markgräfler Land (Baden-Württemberg), die meist in dem Bergbaustädtchen Sulzburg bestattet wurden, stehen.

Bestattungsregeln

Die Erdbestattung ist im Judentum vorgeschrieben.  Ebenso gilt die dauerhafte Totenruhe als verbindlich. Weil im Tode alle Menschen gleich sind,gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auch nur gleichförmige Grabsteine. Im Hinblick auf den Tag der Auferstehung sind alle Gräber nach Osten ausgerichtet. Wie man auf dem zweiten Foto erkennt, hebt sich nur ein Grab durch die segnenden Hände von denen der übrigen Gemeindemitglieder ab.
Auch Blumenschmuck wird man auf den Grabstätten vergeblich suchen, Stattdessen werden von den Besuchern kleine graue Steine auf das Grab gelegt.Die Gräber selbst lässt man mit Efeu, Gras und Moos überwachsen.

Der alte Kettwiger jüdische Friedhof
Am Blomericher Weg befindet sich, heute auf Ratinger Gebiet, der alte jüdische Kettwiger Friedhof.  Er ist umgeben vom Ratinger Forst. Kein Hinweisschild macht auf ihn aufmerksam.
Hier wurden seit 1786 die Mitglieder der kleinen jüdischen Gemeinde aus Kettwig vor der Brücke bestattet. 44 Grabsteine sind noch erhalten.
Die Unterherrschaft Hugenpoet hatte den armen Landjuden1756 den Schutzbrief für teuer Geld ausgestellt. Die Juden durften damals weder Land besitzen noch Ackerbau betreiben. Auch jegliches Handwerk zu betreiben wurde ihnen untersagt.  So blieb ihnen nichts anderes, als sich als Metzger, Viehhändler oder Kleinhändler mehr schlecht als recht durchzuschlagen.
Ihr hartes Schicksal wird eindrucksvoll festgehalten in dem Buch von

Hanna Eggerath und Helmut Neunzig: Ihr Andenken sei ihnen zum Segen: Der jüdische Friedhof in Ratingen am Blomericher Weg und die jüdische Gemeinde Kettwig vor der Brücke. Eine Dokumentation

Der jüdische Friedhof in Sulzburg

Hier stammen die ältesten Grabsteine aus dem Jahr 1730. Der Friedhof befindet sich auf einem terrassierten Waldgelände und von ihm geht  eine besondere mystische Atmosphäre aus.
Die Sulzburger Juden lebten fast ausschließlich vom Vieh- und Weinhandel. Obwohl sie zum Teil ein Drittel der Sulzburger Bevölkerung stellten, war auch ihnen kein spannungsfreies Leben vergönnt.
Vom traurigen Höhepunkt des Antisemitismus zeugt das 1970 errichtete Mahnmal für die Opfer der Verfolgungszeit (1933-1945). Im Jahre 1940 wurden die letzten 27 jüdischen Sulzburger deportiert und die vielhundertjährige Geschichte der Juden fand ihr schreckliches  Ende. Außer  dem Friedhof kann man in Sulzburg noch heute die jüdische Synagoge besichtigen.
Über das Schicksal der sulzburger Juden berichtet eindrucksvoll:

Ingeborg Hecht: "Ich bin doch geborener Sulzburger und Deutscher".  Aus der Geschichte der israelitischen Gemeinde Sulzburg.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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