Graffitis an der Gesamtschule Bockmühle
Ängste, Träume und Erwartungen
Ergreifend, was die Schüler*innen der Gesamtschule Bockmühle da zu Wege gebracht haben. Sie haben die Wände ihrer Turnhalle und angrenzender Gebäude zu einer Ausstellungsfläche der besonderen Art gestaltet.
Im Comic-Stil haben sie hier ihre Ängste, Träume und Erwartungen auf den kalten grauen Beton ihres Schulgebäudes gesprayt. Da geht es um Umweltzerstörung ("Die Erde zerfällt" oder "Rettet die Schildkröten"). Die fehlende Zusammenarbeit und Friedensbereitschaft der Nationen wird ebenso angeprangert wie Ungerechtigkeiten, speziell Frauendiskriminierung und Rassismus.
In schreienden Farben fordern sie, dass jeder seine Indivudualität ausleben kann, denn jeder Mensch ist perfekt. Sehr genau nehmen die Schüler*innen wahr, dass wir in einer rastlosen Zeit leben, in der der Hass oft die Liebe dominiert.
Führt man sich vor Augen, dass die meisten Graffitis hier von Schüler*innen der achten Klassen gestaltet wurden, kann man deren Reife und Ausdruckskraft nur bewundern.
Doch die Gemälde wurden nicht an einer Eliteschule produziert, sondern an einer sogenannten Brennpunktschule, was ihnen noch einmal eine besondere Aussagekraft verleiht.
Die 1972 an den Start gegangene Gesamtschule ist gebäudetechnisch in die Jahre gekommen. Weniger charmant ausgedrückt: Sie ist marode und z.T. sogar baufällig. Nun soll im neuen Jahr damit begonnen werden, auf dem Schulgelände neu zu bauen, während das Schulleben im alten Gebäude weiter geht. Es soll der "Bildungscampus Bockmühle" auf den Weg gebracht werden.
Manchmal war die Schulleiterin Julia Gajewski schon verzweifelt: "Nix ist schön hier. Da spricht die fehlende Wertschätzung für die Kinder aus allen Wänden des Gebäudes." Viele Lehrer*innenstellen bleiben unbestzt, weil Neuanfänger sich lieber an anderen Schulen bewerben.
Im Stadtteil Altendorf bekommen nur 22% der Kinder eine Gymnasialempfehlung. Im Essener Süden sind es 65 %.
Man tut von Seiten der Schule alles, um den Kindern eine optimale Ausbildung zu gewährleisten. Individuelles Lernen mit speziellen Förderprogrammen, Selbstlernzeit, Lernlabore, Neigungsstunden und eine Schülerfirma sollen für Chancengleichheit sorgen. Daneben steht bei der Vielfalt der Nationen, aus denen die Kinder und Jugendlichen stammen, natürlich das soziale Lernen im Vordergrund.
Die Graffitis auf den alten Gebäuden zeigen auch nach außen beeindruckend , dass diese pädagogische Arbeit Früchte trägt.
Quelle (Film) über die Gesamtschule Bockmühle:
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
10 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.