Kidical Mass in Werden
Achtung: Vorfahrt für radelnde Kids
„Papa, können wir ab jetzt immer bei der Kidical Mass mitfahren?“, piepst es begeistert vom Kindersitz. Der vierjährige Lasse könnte sich wohl daran gewöhnen, dass Radfahrer Vorfahrt haben. Dass Kinder mit ihren Rädern auch in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger Vorfahrt haben, das sollte, wenn es nach den Initiator*innen und Teilnehmenden der Kidical Mass geht, immer so sein.
Am vergangenen Samstag sorgte hierfür die Polizei, die radelnde Familiendemo setzt sich aber seit vier Jahren unentwegt dafür ein, dass dies in Zukunft durch ein Umdenken in Bevölkerung und lokaler Politik bewirkt wird. Hierfür trommelte die Kidical Mass bei strahlendem Wetter etwa 100 Kinder, Eltern, Großeltern und Interessierte zusammen.
Gemeinsam drehten sie ein paar symbolische Runden durch das ansonsten so sehr vom Autoverkehr dominierte Werden und setzten „ein Zeichen auf zwei Rädern“, wie es auf einem Plakat hieß, für eine bessere, sicherere Radinfrastruktur. Eine lange Kette an Laufrädern, Kinderrädern, Lastenrädern, Fahrrädern mit und ohne Kindersitz wimmelte sich zu diesem Zweck durch einen Teil des Bezirks 9: „Im Essener Süden ist es zwar schön, aber Radfahren ist häufig hässlich“, fasst Marie Jacobi-Stephan das Problem zusammen.
Unzählige Schlaglöcher auf Straßen
"Dass die Radverkehrssituation in Essen insgesamt sehr weit entfernt ist von unseren Fahrradstadt-Vorbildern Münster, Paris, oder Wien, wissen eigentlich alle, die das Rad häufiger nutzen“, weiß Adrian Micke, der sich seit Jahren beim Essener RadEntscheid engagiert: Unzählige Schlaglöcher, Gefahrensituationen in der Verkehrsführung und gut gemeinte Radwege, die irgendwo beginnen um dann im Nichts enden. „Das alles frustriert“, sagt Adrian Micke, „nicht nur, aber vor allem die Kleinsten unter den Radfahrenden“. Die greifen im Zweifel aufs „Eltern-Taxi“ zurück, weil sie den Straßenverkehr als beängstigend empfinden. Dabei würden sie so gerne selbstständig mobil sein.
„Wir verbringen heute unseren Familientag komplett auf dem Rad“, berichtet Michael Giesler, der selber viel Rad fährt und ständig seine Kinder motiviert, es ihm nachzutun. Nachdem am Samstagmorgen bereits die Initiative Gemeinsam für Stadtwandel Werden mit einer Demonstration auf die unhaltbaren Radfahr-Zustände und die klimagefährdende Verkehrssituation in Werden aufmerksam gemacht hatte, legte die Kidical Mass dann im Anschluss den Fokus auf die Bedürfnisse der Kinder: Diese wollen mehr Freiheit und Sicherheit auf ihren täglichen Wegen, mehr Verlässlichkeit im Radwegenetz und dass sie endlich ohne Sorgen mit dem Rad dorthin radeln können, wo sie mögen. Und das ganz ohne Polizei.
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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