Fischlaker und Heidhauser Ehrenamtliche der Caritas-Konferenzen Deutschlands helfen in der Not
Türöffner zu Haus und Herz
Wolfgang Bromberg verzieht keine Miene: „Es gibt wirklich Wunder. Ich ging nach dem Gottesdienst in St. Kamillus spontan mal einen ganz anderen Weg heim.“ Da widerfuhr ihm sein Damaskus-Erlebnis.
Nun musste sich der Heidhauser nicht wirklich vom Saulus zum Paulus wandeln. Aber er zeigt sich noch Jahre später tief bewegt: „Auf diesem Weg wurde ich von einer mir unbekannten Dame angesprochen. Eine Seniorengruppe sei zu betreuen: Ob das nicht was für mich wäre? Ich gehe nachdenklich meinen Weg weiter, da steht eine andere Frau: Können Sie sich vorstellen, bei der Caritas mitzumachen?“ Wolfgang Bromberg war im wahrsten Sinne erschüttert: „Ich schaue mal vorbei.“ Er ist dabei geblieben. Als einer von 50.000 freiwillig sozial engagierten Mitgliedern der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) in katholischen Kirchengemeinden. Mit der Aufgabe, ehrenamtlich für die Schwachen zu wirken. Der ehemalige Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebs im Metallgewerbe ist fußballbegeistert, vielseitig interessiert und reisefreudig. Ein ruhiges Rentnerleben ist nichts für Wolfgang Bromberg: Caritas-Haussammlungen sind sein Ding. Traditionell zwar eine Frauendomäne, für Bromberg aber eine wunderbare Ergänzung zu seinem Lektorenamt: „Caritas, also Nächstenliebe, ist neben Verkündigung und Gottesdienst einer der drei Grundpfeiler der Kirche. Diese Drei sind untrennbar verbunden.“ Für den bald 80-Jährigen bedeutet das einen klaren Auftrag für alle Christen: „Nicht nur schwätzen, sondern was tun. Es geht nicht nur darum, in den Himmel zu kommen. Sondern darum, ein wenig Himmel auf Erden zu schaffen. Das ist unsere Grundaufgabe.“
„Nicht nur schwätzen“
Die Gemeinde St. Kamillus hat zwei CKD-Gruppen, eine in Fischlaken, eine in Heidhausen. Sie geben Mitmenschen Mut in schwierigen Lebenslagen und Unterstützung, so gut es geht. Um Menschen in Not, oft auch Familien, zu helfen, sind sie allerdings auf Spenden und tatkräftige Hilfe angewiesen. So wird zweimal im Jahr eine Haussammlung des Caritasverbandes in den Gemeinden durchgeführt: „Geld sammeln ist das Eine. Uns als Kirchengemeinde zu zeigen, das ist auch wichtig. Das sollte nicht unterschätzt werden.“ Es geht auch darum, die Gemeindemitglieder zu besuchen und den Kontakt aufrecht zu halten. Nur so kann Not gesehen und unbürokratisch Hilfe geleistet werden. Manchmal ist es nur ein Gespräch, das vor Einsamkeit bewahrt. Der Ehegatte ist gestorben, die Kinder wohnen weit weg. Oder die Ehe ist zerbrochen. Menschen brauchen aber Geborgenheit und Mut, um weiter ihr Leben bewältigen zu können. So können in der „Begegnung Camillo“ im Gemeindezentrum bei einer Tasse Kaffee Kontakte geknüpft werden.
Menschen in Not
50 Prozent der Haussammlungen werden an den Ortsverband und die Caritas im Bistum weitergeleitet. Der Vergabeausschuss in St. Kamillus besteht aus Pater Jörg Gabriel und vier weiteren Mitgliedern. Seine Mittel verwendet er zum Beispiel für akute Notfälle, Krankenbesuche, besondere Geburtstage. Aber auch für soziale Brennpunkte in Essen, die Bahnhofsmission, Betreuung der Nichtsesshaften, Suppenküche, eine Notaufnahme für Kinder in Krisensituationen oder das Cafe Schließfach für Frauen in Not. Die CKD-Gruppen organisieren auch Senioren-Adventsfeiern. Viele in Würde ergraute Gemeindemitglieder werden dann von Begleitpersonen oder eigens eingerichteten Fahrdiensten zur Feier gebracht. Nach einer heiligen Messe macht man es sich bei einer Tasse dampfenden Kaffees, leckerem Kuchen oder knusprigen Käsebrötchen gemütlich. Ein fröhliches Programm begleitet einen gut gelaunten Nachmittag. Die Gruppe in Fischlaken lädt zudem noch den Ökumenischen Arbeitskreis für Menschen mit Behinderung zu einer Karnevalsfeier ein. Im Gemeindesaal Christi Himmelfahrt gibt es ein buntes Programm aus Musik und Tanz mit der Werdener Karnevalsgesellschaft „Völl Freud“.
Menschenliebe
Caritas-Sammlung ist manchmal mühsam. Nicht jeder empfängt die Ehrenamtlichen mit offen Armen. Doch Wolfgang Bromberg betont: „Es überwiegen die freudigen Momente. Da bin ich froh über jede Begegnung.“ Er gehört irgendwie dazu: „Ich werde sogar zu Geburtstagsfeiern eingeladen.“ Wenn jemand nicht spenden möchte? „Dann hat er seine Gründe. Wir wünschen auch hier alles Gute.“ Und zumeist hat Wolfgang Bromberg trotzdem noch eine Caritaskarte für die Kinder parat.
Die Mitglieder der CKD sind jederzeit ansprechbar und hoffen, dass sich auch in den nächsten Jahren viele Menschen finden, die diesen Dienst am Nächsten leisten wollen: „Es sind diejenigen, die persönlichen Kontakt zu den Gemeindemitgliedern halten.“ Wer scheint ihm geeignet für diesen humanen Dienst? „Menschen, die mit offenem Visier lächeln und Menschenliebe ausstrahlen. Sie sollten Türöffner zu Haus und Herz sein.“ Wolfgang Bromberg ist so ein Türöffner. Gibt es da Vorbilder? Er lächelt: „Sie meinen, abgesehen von Jesus Christus? Da wäre der heilige Kamillus von Lellis und Albert Schweizer. Offensichtlich hatten diese beiden auch ein Damaskus-Erlebnis.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.