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Über das Streben nach Glück in Bhutan

„Wie oft achten Sie bei Ihrem Tun auf mögliche Folgen für Ihr Karma?“ „Pflanzen Sie Bäume um Ihre Farm oder Ihr Haus?“ „Wenn Sie nachts durch die Straßen gehen: Wie sicher fühlen Sie sich vor Gespenstern?“„Wie sehr genießen Sie Ihr Leben?“ Wer in Bhutan lebt, wird es wohl häufig erleben, dass Fremde mit Fragen wie diesen an seiner Haustür klopfen.

Was für deutsche Verhältnisse eher ungewohnt klingt, ist in dem in Südasien gelegenen Himalayastaat eine gängige Praxis: Mit diesen Fragen soll die Zufriedenheit der Bürger, das so genannte Bruttoinlandsglück, erhoben werden – denn in dem Königreich ist Glück wichtiger als Geld.

Der bhutanische König Jigme Singye Wangchuck prägte in den 1970er Jahren den Begriff „Gross National Happiness“, auf Deutsch „Bruttoinlandsglück“. In einem Interview erklärte er auf die Frage eines Journalisten nach dem bhutanischen Bruttoinlandsprodukt: „Das Bruttoinlandsprodukt interessiert mich nicht. Mich interessiert das Bruttoinlandsglück.“ Das Bruttoinlandsglück besteht aus vier Säulen: gute Verwaltungs- und Regierungsstrukturen, gerechte Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung, Umweltschutz sowie die Bewahrung und Förderung der kulturellen Werte. Nur wenn alle Säulen gleich groß sind, kann im bhutanischen Glauben das ganze Haus sicher stehen. Deshalb wird das Bruttoinlandsglück der etwa 740 000 Einwohner auch regelmäßig gemessen. Erfasst werden in einem 249 Fragen langen und 44 Seiten dicken Fragebogen neun Bereiche, die neben dem Lebensstandard, der Bildung und der Gesundheit auch die kulturelle Vielfalt, die Lebendigkeit der Gemeinschaft und die Verfügbarkeit von freier Zeit umfassen. Mit dem Fragebogen gehen Mitarbeiter des „Centre for Bhutan Studies" regelmäßig von Haus zu Haus, um die Gemütslage des Volkes genau zu erfassen.

Wangchuck machte das Glück auch zum obersten Staatsziel – und stellte damit Glück über Geld und materiellen Reichtum, um die spirituellen und staatlichen Traditionen des buddhistischen Königreichs zu bewahren. 2008 wurde das Streben nach Glück in die bhutanische Verfassung aufgenommen. In Artikel 9 sichert der Staat zu, möglichst gute Rahmenbedingungen für das Streben nach dem Bruttoinlandsglück zu schaffen. Seitdem gibt es sogar ein Ministerium für Glück. Dieses prüft jeden Straßenbau, jedes Programm und jedes Gesetz mit einem speziellen Screening-Tool auf seinen Glückswert für die Gesellschaft.

Doch Bhutan ist nicht das einzige Land, das die große Bedeutung von Glück erkannt hat: Bereits die Gründungsväter der USA nannten in der Unabhängigkeitserklärung von 1776 das Streben nach Glück, den „pursuit of happiness“, als eines der unabdingbaren menschlichen Rechte. Heute, über 238 Jahre später, werden Glück und Wohlbefinden als universelle menschliche Bestrebungen zunehmend international anerkannt. So wurde am 20. März der zweite, von der UN eingeführte internationale Tag des Glücks gefeiert.

Doch auf die offiziellen Glücks-Tage braucht man nicht warten: Denn schon heute kann man sein „Bonheur“ herausfordern. Denn dann können alle Interessierten ihr Glück beim aktuellen 22 Millionen Euro hohen Eurojackpot versuchen. Vielleicht klopft das Glück dann auch an die eigene Tür…

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