Bremer Modellbauer kurvt auch auf Essener Strecke
Mit Liebe zum Detail
Bremer Modellbahner kurven auch auf Essener Strecke "Ich könnte mich ohne Weiteres mit einem Eisenbahner unterhalten", spricht Will-Heino Schweers aus Überzeugung. Seine Zugmodelle sind zwar um ein Vielfaches kleiner als die echten Dampfrösser, doch nicht minder detailgenau. So bewirtschaftet der Modellbauer aus Leidenschaft auch gleich ein ganzes Dachgeschoss mit Gleisen, Zügen und liebevoll nachgebauten Landschaften und Gebäuden. Circa 350 Meter Strecke umfasst sein Revier. Zweimal in der Woche trifft er sich dort mit Gleichgesinnten auf 17 x 8 Metern Glückseligkeit.
Das Klicken der Weichen erfüllt den Raum und das Rattern der Züge auf Gleisen, unter denen sogar der Schotter selbst hergestellt wurde. Modellbauer sind eigen - und sie bleiben sich selber treu: "Wenn schon, dann richtig", lautet ihre Devise. Halbe Sachen sind hier nicht gefragt. Nur Züge sammeln, reicht Heino und seinen Miniatur-Kumpels nicht.
"Viele schaffen den Übergang von der Märklin-Spielananlage der Kindheit hin zum richtigen Modellbau nicht", erklärt er. Man müsse quasi dafür brennen und sein Fachwissen kontinuierlich erweitern.
Nicht nur Zugmodelle oder Streckenkonstellationen spielen hier eine Rolle, auch das "Drumherum" ist wichtig. So stehen bei Heino, der aus Bremen kommt, echte Lagerhallen vom heimischen Bahnhof am Gleisrand. Die Dioramen zeigen zudem Hansehäuser und Landschaften, die im Bremer Umland auch wirklich so zu finden sind - quasi grashalmgenau. "Es kommt auf das Gesamtbild an", ist Heino wichtig. Das Wälzen von Fachliteratur gehört dazu. Inklusive exakte Kenntnisse über Architektur.
Wie sehr es den Modellbaufreaks auf die Details ankommt, zeigt folgendes Beispiel. Einem der Reisezüge sieht man seine vielen Fahrten deutlich an. Müsste der nicht mal geputzt werden? "Neee", lacht Heino, der bereits mit 14 Jahren einem echten Modellbahnclub beitrat, "wir haben Stunden gebraucht, um den Dreck an der richtigen Stelle aufzubringen!"
Riesige Platinen sorgen für die nötige Spannung, um alles in Fahrt zu bringen. Güterzüge mit über 50 Waggons bewegen sich scheinbar mühelos durch die Landschaft.
Verewigt ist auf Heinos Dachboden auch die Bahnstrecke Wanne-Eickel – Hamburg, die als kürzeste Eisenbahnverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Metropolregion Hamburg als eine der wichtigsten Bahnstrecken in Nordwestdeutschland über die Städte Münster, Osnabrück und Bremen verläuft und dabei auch für Essen bedeutsam ist. Sie wurde 1870 bis 1874 von der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME) gebaut. "In der Wirtschaftswunder-Zeit wurden Unmengen an Gütern vom Seehafen nach Süden transportiert", erklärt Heino. Damals fuhren um die 240 Züge pro Tag. So kam es auch zum Spitznamen "Rollbahn".
Natürlich sind es nicht Modelle von der Stange, die bei Heino und Co. um Kurven und durch komplizierte Umleit- und Tunnelsysteme gleiten. "Wir verwenden andere Antriebe, andere Räder und haben die Wagen neu lackiert. "Bei uns fahren echte Werte: da kann ein normaler Reisezug schon mal 1500 Euro bringen."
Ein kostspieliges Hobby also, es sei eben eine echte Passion, so Heino: "Wenn man auf einem Foto nicht mehr erkennen kann, ob es sich um ein Modell oder die Wirklichkeit handelt, dann hat man es geschafft."
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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